Auszug aus dem Programmheft

zur

325 Jahrfeier 2003

 

Die ersten Schützenbruderschaften, Gilden und Vereine entstanden schon im Mittelalter. Anfangs wurden sie als Schützen in den Diensten der jeweiligen Landesherren verpflichtet. Vom bekannten Kaiser Karl I., der als Herrscher im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um 800 in Aachen residierte, ist zum Beispiel überliefert, daß er Schützen zur Missionierung und Sicherung des Christentums anwarb. Historisch unbewiesen ist allerdings, ob der Kaiser auch der Gründer oder Initiator der ältesten Schützenvereinigung ist. Urkundlich erwähnt wurde die Carl Schützengilde in Aachen erstmals Anno 1148. Gegen Ende des 14. und Beginn des 15. Jahrhunderts etablierten sich in Deutschland zusätzlich zu den ursprünglichen Schützen kirchliche Bruderschaften. Eine Entwicklung, die auf eine aus Flandern kommende Bewegung zurückzuführen ist und insbesondere Werke der christlichen Nächstenliebe propagierte.

 

Wie die meisten Schützenbruderschaften in unserer Heimat, verdankt auch die Bardenberger Schützenbruderschaft ihre Entstehung vermutlich den unruhigen Zeitläufen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Ihre Aufgabe war der bewaffnete Schutz des Gotteshauses, der Fronleichnamsprozession (der "Gottestracht") und der Bevölkerung vor marodierenden Banden, die nach den Durch- und Raubzügen von Franzosen, Holländern, Hessen, Schweden, Spaniern, Kaiserlichen, lothringischen und weimarischen Völkern hier ihr Unwesen trieben. Vorher mögen die Bardenberger bei Überfällen in der Fliehburg "Wilhelmstein", der Veste des Landesherren, des Grafen Jülich, Zuflucht gesucht und gefunden haben. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war Wilhelmstein schon nicht mehr Sitz der Vögte und Amtmänner des Jülicher Grafen. Für die schrecklichen Jahre jener Zeit sind ausgewiesen als Vogt von Wilhelmstein Johann Dietrich Grien (1591-1627) und Gottfried von Weisweiler (1627-1687) sowie als Amtmann Jacob von Locquenghièn zu Laach (um 1626) und Wilhelm zu Harff in Alsdorf (1629-1658). Sie hatten ihren Wohnsitz aber auf der Alsdorfer und Broicher Burg. Ebensowenig wie die damaligen festen Häuser unserer Heimat (Steinhaus, Kuchum, Forstum) konnte die Burg dem Ansturm der verschiedenen Belagerer standhalten. im Jahre 1642 wurde "Wilhelmstein" von weimarischen-hessischen Völkern erobert. Es ist zu vermuten, daß die Bevölkerung unserer engeren Heimat, die dem Schutz der genannten Kastelle oder festen Häuser mißtraute, schon im Anfang dieser Wirren sich zu Selbstschutzverbänden zusammenschloß, den Schützenbruderschaften.

 

Am 02.Juni 1661 hat ein gewisser Johannes Pistorius, der damals für die Pfarrei Bardenberg zuständige Jülicher Landdekan, Bardenberg besucht und über diesen Besuch einen Bericht verfasst. Dieser Bericht wird heute im erzbischöflichen Diözesanarchiv Köln (Decanatus Juliacensis) aufbewahrt. Er beschreibt die Pfarrkirche, die dort tätigen Personen und sonstige, kirchlich bedeutsame Tatsachen. Dem Bericht kann man unter anderem entnehmen, das damals nur der Apostel Petrus der Patron der Pfarrkirche gewesen ist; der Apostel Paulus war 1661 offenbar noch nicht einer der Patrone der Bardenberger Pfarrkirche. Bislang unbekanntes erfährt man aus diesem Bericht überdie Geschichte der heutigen St. Sebastianus Schützenbruderschaft Bardenberg. Unter den Einrichtungen der Pfarrei wird nämlich auch eine "Bruderschaft vom Hl. Sebastian" genannt ("Est confraternitas Sancti Sebastiani tamen absque proventibus"). Die Bruderschaft besaß eine eigene Satzung, in denen die jeweiligen Tätigkeiten genau beschrieben waren. Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, nahm die Bruderschaft Mitgliedsbeiträge ein. Bruderschaften konnten auch über Immobilien, also Vermögen an Grund und Boden verfügen. Zu dieser Gruppe vermögender Bruderschaften gehörte die Bardenberger St. Sebastianus Bruderschaft allerdings nicht, denn in dem Bericht aus dem Jahr 1661 wird ausdrücklich festgestellt, das die Bruderschaft keine Einkünfte aus Immobilienvermögen habe.

Im Jahr 1661 hat es also in der Pfarrei Bardenberg eine Bruderschaft vom heiligen Sebastian gegeben. Diese Bruderschaft könnte durchaus bereits eine Schützenbruderschaft gewesen sein; in jedem Fall dürfte sie als unmittelbare Vorgängerin der heutigen St. Sebastianus Schützenbruderschaft anzusehen sein.

 

Nachweisbar ist die St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Bardenberg für das Jahr 1678. Die Erinnerung daran hält ein anläßlich der 250-Jahrfeier im Jahre 1928 von der Gräfin von Borchgrave-Blanckart auf Schloß Ottenfeld erneuerten Schild aufrecht. In den alten Kirchenbüchern der Gemeinde Bardenberg ist die Bruderschaft seit dem Jahre 1690 oftmals und fortlaufend erwähnt, u.a. für das Jahr 1691 "der ehrenwerte Christian Leuchter", für das Jahr 1698 "der ehrenwerte Theodor Wolfs" und "der sehr ehrenwerte Notar und Advokat Paulus Sevenich", und für das Jahr 1700 "der ehrenwerte und rechtschaffende Mathias Müller" als "confrater sodalitatis St. Sebastiani" aufgezählt. Bei verschiedenen Anlässen wird die Bruderschaft genannt.

 

Leider fehlen uns über die früheste Zeit ihres Bestehens Archivalien. Wir können nur auf Grund vorhandener Urkunden und anderer Zeugnisse Rückschlüsse ziehen. Aus der Bardenberger Heimatgeschichte ist bekannt, daß der Vogt von Wilhelmstein im Jahre 1766 unter dem Schöffen Breis die St. Sebastianus-Schützen in Bardenberg zur Besetzung der Burgbrücke bei Wilhelmstein (Hausbrück) heranzog, um den Köhlern aus der Herrschaft Heyden (Kohlscheid) den Absatz ihrer Kohlen ins Jülicher Gebiet zu wehren, "da denen dies nachteilig war für ihren Kohlenbau".

 

Wie sich aus dem vorhandenen Protokoll- und Kassenbuch, das mit dem Jahr 1820 beginnt, ergibt, entsprach die Satzung der Bruderschaft, die sich örtlich den St. Sebastianus zum Patron gewählt hatte, aus drei Hauptleuten, einem Schützenmeister, der den silbernen Vogel nebst den Schildern in Verwahr hatte, zwei Fähnrichen (Fähndriche) - es gab eine große Standarte und eine kleine Fahne, die jeweils zur Ansteigerung angeboten wurden - und je nach Bedarf einen Führer (seit 1858) sowie den Secretair oder Buchhalter (=Buchführer), der jährlich einen Taler als Entgelt erhielt. Die Zahl der Brüder, die durch Ballotage bei einem Einstand von einem, später zwei Reichstalern zugewählt wurden,  betrug damals zwanzig bis dreißig. Zeitweilig (1836) wurde die Mitgliederzahl auf vierzig beschränkt. Die Brüder wählten in geheimer Abstimmung jeweils auf Vorschlag der Scheidenden die freiwerdenden Chargen.

Mitglied der Gesellschaft konnte nur werden, wer "unbescholten" war. Er mußte sich durch Unterschrift auf die Satzung der Bruderschaft verpflichten. Als Bruder hatte er monatlich einen Mitgliedsbeitrag von fünf Silbergroschen zu leisten. Zu seinen ständigen Pflichten gehörte die Teilnahme am Königsvogelschuß, an der "Bronck" am Peter- und Paulstag (auch "Gottestracht" genannt), an den Versammlungen am Sebastianustag und die Teilnahme am Begräbnis der Mitbrüder. Das unentschuldigte Fehlen oder ein anstößiges Benehmen war unter bestimmte Strafen gestellt. Die härteste Strafe war die des Ausschlusses.

Natürliches hat der größte Teil der Satzungen, Statuten usw. die Regeln über das Schießen zum Gegenstand. Der Königsvogelschuß, der gut dotiert war - meist mit dreißig Talern - war das Hauptereignis. Es brachte dem König aber auch Pflichten gegenüber den Brüdern. Er hatte das Schießen des Königsvogels im nächsten Jahr zu arrangieren. Mit den Brüdern zog er nach dem Vogelschuß in die Kirche. Am Peter- und Pauls-Fest hatte er den Aufzug der Schützen mit Musik - Tambour und Pfeiffer - zu stellen. Dafür durfte er dann "Musik", sei es im eigenen Haus oder in einer Wirtschaft, halten. Den Brüdern hatte er ursprünglich gratis ein Mittagessen, später eine Abendbewirtung zu geben.

Außer dem Königsvogel gab es noch einen "Pläsir"- oder "Lustvogel"-Schuß und den Ehrenvogel.

Weiter hatte der jeweilige König einen genau umschriebenen Silberschild mit seinem Namen und der Jahreszahl des Königsvogelschusses erstellen zu lassen zum Anhang an den silbernen Vogel. Dem, der drei Jahre hintereinander König wurde, gebührte der besonders wertvolle "Kaiserschild". Über den silbernen Vogel mitsamt den Schildern hatte der König und der Schützenmeister besonders zu wachen. Es gab gelegentlich auch einen Vize-König. Am St.-Sebastianustag des Jahres 1820 wurden - ausweislich des Protokollbuches - am silbernen Schützenvogel zweiunddreißig Schilder vorgefunden.

Bei der "Revision" am 20. Januar 1824 fanden sich nebst Vogel folgende Schilde:

  1. des Kaisers Quadflieg 1786
  2. das wegen des verlorenen neu ersetzte Schild (?)
  3. des Heinrich Zefall (auch Zevell, des Besitzers von Steinhaus) 1820
  4. des Peter J. Wamich
  5. des Franz Schroiff 1810
  6. des Heinrich Zefell 1821
  7. des Peter Josef Leuchter 1819
  8. des Simon Capellmann
  9. des Paul Eschweiler 1819
  10. des Peter Kerschgens 1814
  11. des Joh. Josef Wamich
  12. des J. Josef Leuchter 1811
  13. des Pet. Josef Eschweiler 1823

Im Jahre 1832 fanden sich weiter folgende Schilde vor:

  1. Mathias Silver Schirbach, Bürgermeister, 1824
  2. Heinrich Schroiff 1827
  3. Peter Jos. Plum 1828
  4. Aloys Mataré 1829
  5. Mathias Josef Frohn 1830
  6. Schristian Beckers 1831

 

Im Jahre 1839 schrieb der Buchführer (Secretair) Gaertner in gestochener Handschrift die revidierten Bedingungen des Vogelschusses nieder. In seiner Vorrede heißt es: "Der Zweck jeder Bruderschaft ist Friede, Freundschaft, Eintracht und ein unbeschuldeter Lebenswandel. Der diesem Zweck nicht entspricht, verdient nicht, in dieses Buch eingeschrieben zu werden, oder so er eingeschrieben ist, ausgestrichen zu werden."

Im Jahre 1844 hat die Bruderschaft besonderen Aufschwung gehabt. Es zeichnen sich nach Vorlegung der Statuten zur Einverleibung zahlreiche Bürger, teils als "Inaktive" ein, deren Namen im Bergbau von Bardenberg erwähnt sind, so Büttgenbach (Bergwerksbeamter), Reulaux (Direktor auf der Grube "Furth"), ferner Quadflieg, Wamich, Karhausen und Bürgermeister Schirbach sowie ein Wundarzt Dr. Pesch.

Dann scheint in den Jahren 1845, 1846 und 1847 eine Krise entstanden zu sein. Es heißt am 5. Juni 1848, daß alle Brüder, die in diesem Jahr zurückgeblieben seien, wieder ohne Einschreibegeld bis zum Peter- und Paul-Tag 1848 aufgenommen würden. Im Jahre 1850 wurden die Brüder Heinrich Ringens, Leonhard Roß und Peter Josef Birmanns beauftragt, für fünfundzwanzig bis dreißig Taler eine neue Fahne anzuschaffen.

 

Alte Munitionskiste

Aus dem Jahre 1846 verdient folgendes Ereignis festgehalten zu werden: "Bardenberg, den 10. Mai 1846"

Nachdem wir uns an besagtem Tage zum Schießplatz begeben hatten und einhellig auf das Holz schossen, gefiel es dem Herrn unser Vergnügen zu hemmen, indem ein Zuschauer, der 50 und 4 Fuß von der Stange entfernt stand, durch das Zurückprallen einer Kugel zu Boden geschmettert wurde. Derselbe starb nach einer Stunde. Er wurde von dem in Bardenberg wohnenden Wundarzt Dr. Pesch operiert und es befand sich eine kleinere Kugel in seinem Kopfe, welche das Gewicht von 2 Lot noch nicht erreichte. Bemerkenswert ist noch, daß der Verunglückte hinter den schießenden Schützen stand und daß die Kugel nur ganz leise getroffen zu haben schien.

Im Jahre 1851 wurde eine Kommission - bestehend aus den Hauptleuten Joh. Schroiff, Leonhard Roß und Peter Küppers sowie des Secretairs Joh.-Josef Frohn beauftragt, die Bedingungen des Vogelschusses von 1806 zu "reformieren". Sie haben schärfere Bedingungen zu Papier gebracht, sowohl hinsichtlich des Vogelschusses als auch hinsichtlich des Verhaltens der Brüder der Gesellschaft untereinander. Alle bekräftigen deren Annahme durch die Unterschrift oder ihr Handzeichen. Der Königsvogel wurde auf einer Stange errichtet. Dasselbe war beim vorerwähnten "Pläsir"-Vogel, der montags nach der Kirmes geschossen wurde, der Fall. Daneben gab es noch ein Schießen auf einer Scheibe, die auf einem Holz angebracht wurde. Das "Knötsch-Schießen" scheint also späteren Zeiten anzugehören.

Im Jahre 1892 scheint die Gesellschaft durch Niederlegung von Chargenämtern und Austritten in Schwierigkeiten geraten zu sein. Die Mitgliedschaft sank auf achtzehn herab.

 

Im Jahre 1864 wurde der "Vogel nachgezählt". Es fanden sich sechsunddreißig Königsschilder, dazu ein Kaiserbrust- und ein Rückschild, mit dem Vogel also neununddreißig Stück.

Für 1864 wurde als Schützenkönig vermerkt: Böhmer, Franz

für 1865 Scheeren,

für 1866 Küppers,

für 1867 Plum,

für 1868 (Küppers),

für 1869 (Franz Beckers),

für 1870 (Scheeren).

Es sollten die Namen dann offenbar nachgetragen werden, sie fehlten.

 

Im Jahre 1865 sind unter den Mitgliedern Bürgermeister Fuhrmanns, Herzogenrath, der Beibürgermeister Frohn, der Wundarzt Dr. Pesch, der Direktor Cohnen von der Furth, Prömper (Pley), die Lehrer Schwatzmann und Hermanndung erwähnt. Auch die "Niederquartiere" stellten Mitglieder. Es werden von Reiffeld Meiers, von Birk Küppers, von Reiffeld Greven und Karhausen, von Wefelen Kolberg, und von Forstum Göbbels als Brüder bei der Gesellschaft aufgezählt. Im Jahre 1866 gibt man sich - der kriegerischen Zeit entsprechend - außer den drei Hauptleuten einen Companieführer (Hubert Frohn) und einen Rechnungsführer (Heinrich Drießen).

 

Am 22. Januar 1872 gab man sich neue "Statuten". Danach wird der Schützenmeister vom Vorstand, bestehend aus drei Hauptleuten, einem Fähnrich und einem Buchführer gewählt. Hinsichtlich des Kaiserschildes ist bestimmt, daß es einen Wert von mindestens 10 Talern haben und an einer goldenen Kette im Wert von mindestens 15 Talern getragen werden soll. Vogel und Schilder sind dem Schützenmeister in Verwahr zu geben. Die Scheibe muß in Stücken herunter geschossen werden. Der Ehrenkönig hat besondere Rechte und Pflichten.

 

Im Jahre 1871 ist Schützenkönig M. J. Driehsen, 1872 Küppers.

Für eine neue Fahne hat man im Jahre 1873 pro Schützen einen Taler erhoben. Es fand ein Fahnenweihefest statt mit auswärtigen Gesellschaften.

 

Die Statuten wurden im Jahre 1873 nochmals geprüft und neu fixiert. Insbesondere wurde die Aufnahme inaktiver Mitglieder geregelt. Es erfolgte eine Umstellung der Währung auf Mark. Im Jahre 1873 ist in der Mitgliederliste erstmalig von einem "Präses" die Rede. Es ist der Schlosser Hubert Scheeren aus Duffesheide.

 

Im Jahre 1878 ist Johann Havers Schützenmeister, Hubert Scheeren stellvertretender Schützenmeister, Anton Göbbels Hauptmann I, Heinrich Eigelshoven Hauptmann II, Edmund Schunck Hauptmann III, Peter Josef Beißmann Offizier I, Karl Kahlen Offizier II, Josef Bergrath Schriftführer I, Peter Gay Schriftführer II, Michael Amberg Fähnrich I und Robert Bergrath Fähnrich II.

 

Schützenkönig im Jahre 1879 ist Ferdinand Greven, Reiffeld, im Jahre 1880 Josef Bergrath. Als Mitglied ist Fritz Sieberichs, Schreiner erwähnt. Im Jahre 1882 werden Rentmeister Genuit nebst Rechnungsführer Karhausen, Kaplan Cremer und Postagent Robert Bergrath inaktive Mitglieder. Als Präses wird Steiger Wilbertz aufgeführt.

Gemeinsam mit Cäcilien-Gesangverein beging man am Peter und Paul-Tag 1879 ein Wiesenfest.

Im Jahre 1880 fand am Sonntag, Montag und Dienstag des Peter- und Paul-Festes ein großes Schützenfest statt. Zum Festkomitee gehörten: Genuit, Hamacher, Karhausen. Das Fest hatte einen Überschuß von 131,33 Mark. Daran waren folgende Gesellschaften beteiligt:

  1. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Weiden
  2. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Uebach
  3. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Würselen
  4. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Richterich
  5. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Frelenberg
  6. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Merkstein
  7. St. Sebastianus-Schützengesellschaft von Afden
  8. Friedrich-Wilhelm-Vikt.-Gesellschaft Alsdorf
  9. Hubertus-Schützengesellschaft Morsbach
  10. St. Sebastianus Schützengesellschaft Broich
  11. Krieger-Verein Merkstein
  12. Schützengesellschaft Eilendorf.

Als Sieger sind vermerkt:

EHRENSCHEIBE KAISER WILHELM:

1. Preis: Mathias Josef Plum aus Uebach

2. Preis: Johann Krings aus Würselen

3. Preis: Johann Zimmermann aus Würselen

PREISSCHEIBE DEUTSCHLAND:

1. Preis: Robert Bergrath aus Bardenberg

2. Preis: Anton Göbbels aus Bardenberg

Ehrenvogel: Rechnungsführer Karhausen

Im Jahre 1885 gehören zu den inaktiven Mitgliedern u. a. Lehrer Hamacher, Ortsvorsteher Hermann Horbach,, Lehrer Dahlmann, Brennereibesitzer Rudolf Beckers und Peter Nellessen, Ackerer. Im Jahre 1883 übernimmt Franz Sieberichs die Wirtschaft auf dem Schießplatz. 1889 ist Ortsvorsteher Peter (Egid) Giesen dabei, im Jahre 1891 Inspektor Roß.

Im Jahre 1889 glaubte der damalige Bürgermeister Fuhrmanns, Herzogenrath (Bardenberg, das nur einen Ortsvorsteher hatte, wurde von diesem mitverwaltet), den St. Sebastianus-Schützen das Schießen auf ihrer bisherigen Wiese untersagen zu müssen. Der Ortsvorsteher von Vorscheid (Gemeinde Kohlscheid) hatte dagegen Einspruch erhoben, weil in Vorscheid Bürger durch Kugeln gefährdet worden seien. Lange Zeit fand das Schießen auf der Körfer´schen Wiese statt.

Ob die Bardenberger Schützen auch im Jahre 1890 an einem von der italienischen Regierung veranstalteten nationalen Scheibenschießen in Rom teilgenommen haben, geht aus dem vorhandenen Schriftwechsel nicht hervor. Sie waren jedenfalls mit den Afdener Schützen vorgeschlagen.

Die Bruderschaft im Jahre 1896
Die Bruderschaft im Jahre 1896

Über das Leben in der Bruderschaft um die Jahrhundertwende fehlen leider Archivalien und Urkunden. In den vorhandenen Königsschildern manifestiert sich jedoch ihr Bestehen. Alle Könige sind, im Menü (links), in der Jahresfolge aufgezählt.


 

Im Zuge des Aufbaus des Zentralverbandes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften wurde die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Bardenberg Mitglied des Zentralverbandes. Ihr Präses und geistlicher Beistand war Pfarrer Alois Wirtz, Bardenberg. Nach dem Tode des langjährigen Schützenmeisters Martin Flecken leitete Willi Herpers als 1. Brudermeister die Geschicke der Bruderschaft. Gedacht sei hier auch des verstorbenen langjährigen Mitgliedes der Bruderschaft Johann Müller. Er war Träger des ihm vom Bundeskanzler der Erzbruderschaft verliehenen "Hohen Bruderschaftsorden".

 

Die Bardenberger St. Sebastianus-Schützen haben ihren Königsvogel mit sechzig Silberschilden durch alle Fährnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit bewahren können. Dies verdanken sie dem umsichtigen Verhalten einiger Schützenbrüder. Erhalten blieb neben der neuen Fahne die St. Sebastianus-Fahne. In Wehmut betrauern die Schützen jedoch den Verlust der kleinen - mehrfach bis zum Jahre 1939 auf Heimatausstellungen gezeigten, dann ins Heimatmuseum Kornelimünster gebrachten - Schützentruhe. Es war dies ein kleines, mit Eisenbändern gesichertes Kästchen, das ursprünglich wohl zur Aufbewahrung von Urkunden und Wertsachen diente. Verloren gingen auch die ältesten Königsschilder und der Kaiser-Schild Quadflieg.

Unter den neuen Schildern verdient die sogenannte Hindenburg-Plakette und das Ehrenschild der Gräfin von Borchgrave-Blanckart auf Schloss Ottenfeld anlässlich der 250 Jahrfeier (1928) Erwähnung.

Ihnen gesellte sich nunmehr das Schild des Bundeskönigs der Bruderschaft hinzu.

 

Bundeskönig in Bardenberg

 

Willi Josef Vondenhoff wurde im Jahre 1961 König und bald darauf auch Bezirkskönig. Als solcher nahm er mit über 90 Schützenkönigen aus der Bundesrepublik beim IX. Königsschießen  der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften am 23. September 1961 in Coesfeld teil und errang den Titel des Bundeskönigs. Er hatte 27 von 30 möglichen Ringen auf 50-m-Ringscheiben mit Kleinkalibergewehr geschossen.

Bei seiner Heimkehr bereitete ihm seine Heimatgemeinde in Anwesenheit der Spitzen der Behörden und der Bundesschützen am Montag, den 25. September 1961, einen begeisterten Empfang.

Höhepunkt war sodann die "Romfahrt" 1961 von ca. 120 Mitgliedern der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften vom 11.10. bis 21.10.1961 unter Führung des Bundeskönigs. In seiner Begleitung befanden sich der Bundeskönig der Armbrustschützen, Nikolaus Schillings von den Hubertus-Armbrustschützen aus Niederbardenberg, der Bundesmeister Gerhard Fischer aus Würselen und der Diözesanpräses Dechant Rogmann aus Emmerich. Die Fahrt fand ihren Abschluss mit einer Audienz beim Hl. Vater, Papst Johannes XXIII. Stolz trägt der Bundesschützenkönig Willi Josef Vondenhoff die vom Bundeskanzler Adenauer gestiftete Bundeskönigskette. Er hat sie auf dem X. Bundeskönigsschießen am 22./23. September 1962 in Werl/Westfalen seinem Nachfolger kampflos übergeben, da laut Satzung des Zentralverbandes jeder Schütze nur einmal diese hohe Ehre erringen kann.

 


Die Fortführung der Vereinsgeschichte soll nun zunächst mit einem Rückblick auf das Bundeskönigs-Schützenfest von 1962 beginnen. Das nicht nur Bundeskönig Willi Josef Vondenhoff und die Bruderschaft mit Recht stolz auf die erzielte einmalige Leistung sein konnten, sondern auch die Heimatgemeinde Bardenberg, zeigte sich schon bei dem begeisterten Empfang, den Bürgerschaft und Vereine in Anwesenheit von Rat und Verwaltung und der Verbandsspitze dem Bundeskönig am 25.9.1961 bei einem Festzug durch den fahnengeschmückten Ort bereiteten.

Vom 28. bis 30.7.1962 fand dann zu Ehren des Bundeskönigs ein Schützenfest statt, das als das größte Schützenfest und als eines der größten Feste überhaupt in der vereinsfreudigen Gemeinde gilt. Das besondere Ereignis wurde u. a. unterstrichen durch die Übernahme der Schirmherrschaft durch den damaligen Bundesminister Dr. Franz Josef Würmeling und die Anwesenheit des Hochmeisters des Zentralverbandes der Historischen deutschen Schützenbruderschaften, Christoph Bernhard Graf von Galen. Nach zahlreichen Schießwettbewerben, dem Festgottesdienst, einem Heimatabend und dem Königsball im Festzelt (Wiese Sieberichs) ist mit dem Festzug der glanzvolle Höhepunkt des Festes zu nennen, dem auch überörtlich eine außergewöhnlich gute Resonanz beschieden war. Tausende Zuschauer, darunter viele auswärtige, säumten die Straßen, als der imposante Festzug am 29.7.1962 mit achtundvierzig Schützenbruderschaften und Musikgruppen durch den festlich geschmückten Ort zog. Man spürte - wie Bürgermeister Eduard Hoppe es seinerzeit in seinem Grußwort ausdrückte - die Freude und den Stolz der damals rund sechstausend Einwohner zählenden Bürgerschaft, daß der Bundeskönig aus ihr hervorging.

Bardenberg und die St. Sebastianus Schützenbruderschaft mit ihrem Bundeskönig hatten eines der schönsten Vereinsfeste erlebt. Für den Bundeskönig und die Bruderschaft löste die hohe Würde eine Flut von Einladungen - sogar bundesweit - aus. Bundeskönig Willi Josef Vondenhoff, dekoriert mit der von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer gestifteten Bundeskette, folgte jedes Wochenende in Begleitung seiner Bruderschaftsadjutanten Hermann Derichs und Josef Becker Einladungen zu Schützenfesten und Empfängen.

Beim darauffolgenden Bundeskönigsschießen am 22./23.9.62 in Werl/Westfalen und der Übergabe der Bundeskönigskette an den Nachfolger ging eine erlebnisreiche Zeit zu Ende, mit Sicherheit auch für den Ort Bardenberg kein schlechtes "Aushängeschild".

Was bei dieser Nachbetrachtung nicht unerwähnt bleiben darf: 

Eigeninitiative, Fleiß, Kameradschaft und Beliebtheit der Schützenbruderschaft machten erst den schönen Erfolg des Festes möglich, das hinsichtlich der Vorbereitung mit erheblichen Anstrengungen verbunden war.

 


In der bisherigen Vereinsgeschichte wurde darauf hingewiesen, daß eine lückenlose Darstellung durch kriegsbedingte Verluste zahlreicher und meist wertvoller Archivalien unmöglich sei. Zu den unersetzlichen Verlusten gehören z. B. die Königssilber aus der Zeit vor 1867, eine sehr alte Schützentruhe, Fahnen, Degen, schwere Büchsen, Vereins- bzw. Protokollbücher und Kassenbücher aus der Zeit vor 1820 sowie andere Schriftstücke. Es tröstete die Bruderschaft wenig, als ihr im Jahre 1952 für die Verluste eine Kriegsentschädigung von vierhundert DM zuerkannt wurde; natürlich kein Vergleich zu den unersetzlichen Werten.

Wir müssen leider mangels Unterlagen Lücken von langen Zeiträumen, oft über Jahrzehnte, in Kauf nehmen. Nur zwei Beispiele: Aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg einschließlich des vorigen Jahrhunderts liegen nur ganz wenige Fotos vor; an die frühere "Steekull" (jetzt Sportplatz Zechenstraße), viele Jahrzehnte Schießplatz der Bruderschaft gewesen, erinnert nur ein "Situationsplan" von 1889, von dem noch die Rede sein wird. Abgesehen von den tragischen, kriegsbedingten Verlusten, wäre früher etwas mehr Fotografierfreudigkeit allein schon aus Archivgründen nützlich gewesen, nicht zu verwechseln mit der heute allgemein manchmal übertriebenen "Optik-Strategie".

Obschon sich an der bedauernswerten Sachlage der erwähnten Verluste im Grunde nichts geändert hat, war es nun inzwischen doch möglich, weitere Nachforschungen mit interessanten und auch amüsanten Berichten aus dem Vereinsleben zu belegen und diese noch durch die Abbildung alter Schriftstücke und durch Fotomaterial zu ergänzen und illustrieren. Was verbleibt, sollte nicht nur für die Schützenbruderschaft, sondern aus allgemein historischer Sicht der Nachwelt für einen erweiterten Interessentenkreis erhalten bleiben.

                                                   
Alte Königssilber

 

Zu den wertvollsten noch vorhandenen Archivalien der Schützenbruderschaft gehören das älteste Vereinsbuch und das Kassenbuch mit Eintragungen von 1820 bis 1869 und das Königssilber für die Zeit nach 1867. Daß dieses Königssilber mit - bei Kriegsende - sechzig Silberschildern und der alte Königsvogel noch vorhanden sind, ist dem verstorbenen Schützenmajor Johann Müller zu verdanken; er hatte es während des Krieges im Kamin seines Hauses versteckt und so gerettet.

In den alten Vereinsbuch finden sich interessante Eintragungen, die zum Teil im ersten Teil der Vereinsgeschichte beschrieben sind, so auch die "Bedingungen" (heute würde man sie Satzung nennen) der Bruderschaft in vollständiger Fassung, in gestochener Schrift und neun Seiten stark. Neben zahlreichen Mitgliederlisten, Teilnehmerlisten für den Königsvogelschuß und andere Anlässe (z. B. jährliche Feier im Monat Januar zum St. Sebastianus-Tag, Pfarrpatronatstag mit Schützen-"Bronck"-Prozession-) und Protokollen hierüber enthält das zum Vereinsbuch gehörende Kassenbuch Übersichten über Einnahmen und Ausgaben der einzelnen Jahre, in manchen Fällen bedeutsame Einzelheiten vermittelnd.

 

Zu den wichtigsten Obliegenheiten gilt bis heute zu und galt auch damals die Aufbewahrung des Königsvogels und der Königsschilder (Königssilber). Die Vollzähligkeit der Königsschilder wurde in bestimmten Zeitabständen in Anwesenheit des Schützenkönigs, des Schützenmeisters, der Hauptleute und der anwesenden Schützenbrüder kontrolliert und protokollarisch festgehalten. Die älteste Kontrolle wird 1824 erwähnt und dabei das Vorhandensein von zweiunddreißig Königsschildern protokolliert. Unter den damals vorhandenen Königsschildern stammte das älteste immerhin aus dem Jahre 1786 (Schild des Schützenkaisers Quadflieg).

Die Mitgliederlisten zwischen 1820 und 1869 enthalten nicht nur die Namen der Bruderschaftsmitglieder, sondern verschiedentlich auch ihre Unterschriften. Häufig ist auch die Berufsbezeichnung angegeben.

Wenn wir auch heute das Wort "Schreibkunst" als überholt ansehen und vielleicht nur mit einer weit zurückliegenden Vergangenheit in Verbindung bringen wollen, so beherrschten diese "Kunst" zur damaligen Zeit noch lange nicht alle Bürger. Das geht aus den erwähnten Unterschriftslisten hervor, in denen hin und wieder - da des Schreibens unkundig - als Handzeichen des betreffenden Schützenbruders ein oder mehrere Kreuze mit einem entsprechenden Hinweis des "Buchhalters" anzutreffen sind. Diese Handhabung war damals und auch noch viel später durchaus üblich - natürlich in einer geringeren Anzahl - und nicht selten durch Zeitumstände begründet, die den Schreibunkundigen zumal dann abwerteten, wenn er in seinem Beruf "seinen Mann stand".

Um wenigstens einen kurzen Einblick in das älteste noch vorhandene Vereinsbuch von 1820 zu geben, sind einige Seiten abgedruckt und mit kurzen Hinweisen versehen.

 

Viele Jahrzehnte (genauer Zeitumfang ist bisher nicht zu ermitteln) hatte die St. Sebastianus Schützenbruderschaft ihren Schießstand - früher nannte man ihn Schießplatz - in der sogenannten "Steekull", dem heutigen Sportplatz an der Zechenstraße. Wahrscheinlich befand sich dort der Schießplatz die längste Zeit. Im 325-jährigen Vereinsleben der Bruderschaft, traf man sich auch dort am häufigsten zum Königsvogelschuß. In zahlreichen alten Schriftstücken wird "der Schießplatz" als solcher erwähnt, aber nirgends mit genauer Standortbezeichnung, wie beispielsweise Straßen- oder Flurname. Erst vor etwa fünfundsiebzig Jahren wird der Schießplatz mit "Steekull" beim Namen genannt. Nun wurde im Archiv des Heimatvereins Bardenberg ein "Situationsplan des Schießstandes der Bardenberger St. Sebastianus Schützengesellschaft" aus dem Jahre 1889 entdeckt; der bisher einzige Plan, dem man ganz einwandfrei den Standort "Steekull" entnehmen kann. Keineswegs diente dieser Plan einem erfreulichen Zweck; vielmehr ging es darum, einem "Ukas" der Nachbargemeinde Pannesheide (Nachher Kohlscheid) zu begegnen, womit die Gemeinde Bardenberg in aller Deutlichkeit aufgefordert wurde, keine Schießerlaubnis mehr unter den gegebenen Umständen zu erteilen. Grund: Bewohner und Ortsvorsteher der Ortschaft Vorscheid, zur Gemeinde Pannesheide bzw. Kohlscheid gehörend, hatten auf die Gefahr hingewiesen, welche in Vorscheid durch herabfallende Geschosse während des Bardenberger Vogelschusses 1889 entstanden sei, der "Situationsplan" enthält neben dem Bardenberger Schießplatz auch einen Teil des Ortes Bardenberg und die Nachbarorte Vorscheid und dazwischen Wurm und Wurmtal. Auch ist der Standort der Grube Ath zu erkennen, die in früheren Jahrhunderten eine der bedeutendsten Gruben Bardenbergs war und 1879 stillgelegt wurde. Außerdem enthält der Plan vom Schießstand "Steekull" in Richtung Vorscheid zwei Fluchtlinien (sicherlich angenommene Schußlinien), wovon eine Linie als "Neue Fluchtlinie" und die andere als "Alte Fluchtlinie" bezeichnet ist. Man sieht deutlich, daß sich die "Neue Fluchtlinie" mehr als die andere von der Vorscheider Wohnbebauung abwendet.

Sicherlich ist davon auszugehen, daß "vereinte Friedensbemühungen" der Gemeinde Bardenberg und der St. Sebastianus Schützenbruderschaft nach entsprechenden Sicherheitsverbesserungen zu einem guten Einvernehmen mit den Bewohnern der südwestlichen Wurmuferzone führten, denn seit der Beschwerde im Jahre 1889 bis zur, von den damaligen Machthabern politisch-militärisch begründeten Einstellung des Vogelschusses vor Beginn des zweiten Weltkrieges, hat sich für den Schießstand der Standort "Steekull" bis auf geringe Abweichungen nicht geändert. Im Jahre 1950 kam es dort zum letzten Königsvogelschuß.

In den Archivunterlagen nehmen Erneuerung, Unterhaltung und Verbesserung des Schießstandes "Steekull" einen sehr breiten Raum ein. Sie sind der Beweis für die ständig und bis auf den heutigen Tag anzutreffende Eigeninitiative der Bruderschaft. In vielen alten Kassenbelegen erscheinen zwar immer wieder Materialrechnungen für Erneuerungsarbeiten und Reparaturen, aber fast nie Lohnrechnungen. Bei den Mitgliedern der Bruderschaft dominierten in früherer Zeit der Bergmannsberuf sowie die Handwerks- und gewerbliche Berufe. Aus beruflicher Sicht ergaben sich dadurch natürlich gute Voraussetzungen, selbst Hand anzulegen. Man sah den Sinn der Vereinsgemeinschaft nicht nur in der vereinsbestimmten Betätigung, sondern auch darin und war auch berechtigterweise stolz darauf, "sich selbst helfen" zu können. Man handelte in gemeinsamer Verantwortung und hatte dabei stets ein Auge darauf gerichtet, die Vereinskasse zu schonen.

Es kam der Bruderschaft bei größeren Schießstandarbeiten zugute, daß der Bergmannsberuf bei den Mitgliedern stark vertreten war und dadurch der Eschweiler Bergwerks Verein mit der nahegelegenen Zeche Gouley oftmals eine vorzugsweise und spürbare Hilfe nicht versagte.

Noch ein Blick in die Vergangenheit: Beim Königsvogelschuß 1933 in der "Steekull" gefährdete hereinbrechende Dunkelheit den Abschluß. Im Vereinsbuch ist festgehalten: "Da aber ein Auto auf dem Schießstand war, wollten wir versuchen, bei Scheinwerferlicht weiter zu schießen, und es ging. Man konnte den Vogel gut sehen." Im Gegensatz zu damals ist sicher heutzutage eine ganz große Seltenheit, wenn einmal kein Auto vorhanden wäre!

Um das Thema "Schießstand" zu vervollständigen, sei gesagt, daß der Schießstand vor langer Zeit vorübergehend in der Körfer'schen Wiese (Am Kaiser) und für ein Jahr in der Wiese Göbbels (Grindelstraße) war. Es handel sich um Hochstände. Beide Lösungen befriedegten nicht. Durch den Verlust der schweren Büchsen mußte der Flachschießstand "Steekull" aufgegeben werden. Seit 1950 stand vertraglich die Wiese Sieberichs (Kirchenstraße) zur Verfügung, zunächst mit einem Behelfsstand, der 1960 durch Errichtung eines Leistungsgerechten Hochstandes in Eigenleistung und nach dem Entwurf des Schützenbruders Hermann Derichs ersetzt wurde.

Schießstand nach einem Orkan im Oktober 1968 zerstört.

 

Es war ein schwerer Schlag für die Schützen, als dieser Schießstand im Oktober 1968 durch einen orkanartigen Sturm zerstört wurde.

 

Die Bruderschaft verlor auch jetzt nicht den Mut, improvisierte zunächst und bemühte sich erneut mit Fleiß und Opferbereitschaft um die Errichtung eines neuen und verbesserten Hochstandes, der vom 24. bis 26.6.1972 mit Festlichkeiten seiner Bestimmung übergeben wurde und sich bestens bewährte. Verbunden damit war die Einweihung einer neuen Standarte (Entwurf Hermann Derichs, Anfertigung in einem holländischen Kloster). Erster König auf dem neuen KK Hochstand wurde Manfred Leisten. Insgesamt fanden auf der Wiese Sieberichs 45 Königsschießen statt. In den 90er Jahren ereilte die Bruderschaft ein herber Schlag, die Schützenwiese wurde zum Bauland erklärt. Nach Überlegungen mit Ratsherren, Stadtverwaltung und Polizei, wo der neue Schießstand einen geeigneten Platz finden könnte, wurde man sich schnell einig. 1998 errichtete die Bruderschaft, unter tatkräftiger Mitwirkung aller Schützenbrüder, den KK Hochstand im Grünbereich des Kirmesplatzes.

Die Neugestaltung der Schießanlage wurde seitens der Bevölkerung für Gut befunden. Der Schützenbruder Peter Schillings schoß zum ersten mal auf dieser Anlage, den Holzvogel aus dem Fangkasten.


 

Während nach dem alten Vereinsbuch (1820 - 1869) der Pfarrpatronatstag St. Peter und Paul und der Tag des Vereinspatrons, des hl. Sebastian, festlich begangen wurden, ist zumindest von 1917 bis 1937 mit dem Patronatstag des hl. Antonius am 17. Januar eine "Dreigleisigkeit" nachgewiesen. Eine nachweisbare Erklärung für diese Besonderheit gibt es nicht. Man könnte kombinieren, daß der hl. Antonius Pfarrpatron der damals zur Gemeinde gehörenden Pfarre Niederbardenberg ist und deshalb in die Patronatsverehrung mit einbezogen wurde. Man nahm - wie beim Pfarrpatronatsfest - an der Meßfeier teil und beschloß den Tag in geselliger Runde. Daran und an die Inflation erinnert das Kassenbuch von 1923 mit einer Ausgabeposition von 15.700 Mark "für Musik und Komiker St. Antonius".

Das Kassenbuch der Inflationszeit ist vollständig erhalten und erlaubt einen Blick in die damalige Geldwirtschaft. Eine Seite und ein Geldschein über fünfhundert Millionen Mark als astronomisches Zahlungsmittel von damals sind abgedruckt. Wenn auch alles andere als erfreulich und nur von historischem Wert, so weist die Bilanz 1923 einen unvorstellbaren Überschuß von über einer Billion Mark aus.

Das Kassenbuch läßt auch erkennen, daß die Bruderschaft über viele Jahrzehnte die führende Position bei den öffentlichen Geselligkeitsveranstaltungen im Ort einnahm. Neben dem Schützen- und Kirmesball am Pfarrpatronatstag (mit Vogelschuß) gab es einen Ball zur Herbstkirmes sowie Festivitäten im Januar (St. Sebastianus oder St. Antonius), gelegentlich noch zu Silvester und Christi Himmelfahrt. Die großem Säle müssen stets gut besucht gewesen sein, denn die vermerkten Einnahmen sind - zumal für damalige Verhältnisse - enorm.

 

Herausragende Feste fanden 1928 zum 250-jährigen und 1953 zum 275-jährigen Jubiläum sowie 1935 ein Fahnenweihfest statt, jeweils mit Schießwettbewerben, einem großen Festzug und Zeltveranstaltungen.

Daß die Bruderschaft bei ihren großen Festen hinsichtlich Beteiligung auswärtiger Vereine eine außerordentlich gute Resonanz fand, lag sicherlich an der Kontaktfreudigkeit der Bardenberger Schützen zu diesen Vereinen. Es ist bezeugt, daß die Bruderschaft nicht nur in den letzten Jahrzehnten, sondern auch in früherer Zeit mehrere Schützenfeste besuchte. Wie erreichte man früher die auswärtigen Orte? Wahrscheinlich - ganz sicher in früherer Zeit - paarte sich der vorhandene Eifer ebenso verständlich mit der Eigenschaft "gut zu Fuß zu sein". Erst bei größeren Entfernungen (z. B. Stolberg, Münsterbusch, Eilendorf, Venwegen, Übach) leistete man sich die Straßenbahn oder einen Lastwagen mit Holzbänken. Die Wirren der Vorkriegs- und Kriegszeit hat die Bruderschaft trotz Zwangsmaßnahmen durch das Nazi-Regime überstanden und auch damals die Vereinstätigkeit - wenn auch eingeschränkt - aufrechterhalten. Solange es möglich war, wurde der Schützenkönig ermittelt (zuletzt 1936), nahm man an Fronleichnams- und Pfarrprozession teil. und begleitete die Erstkommunikanten. Die Bruderschaft verlor damals auf einer von der Partei in Kornelimünster durchgeführten Ausstellung wertvolle Gegenstände, so z. B. die ältesten Königsschilder. Daß selbst auf die Gestaltung der Königsschilder Einfluß "von oben" ausgeübt wurde, zeigt das einzige Königsschild des letzten Vorkriegskönigs: es mußte das Hakenkreuzeingraviert werden.

Nach Kriegsende, und zwar am 11.12.1949, wurde die Vereinstätigkeit auf die Initiative folgender Mitglieder fortgesetzt: Johann Müller, Wilhelm Hansen, Hubert Zillekens, Martin Flecken, Peter Sieberichs, Heinrich und Hermann Derichs, Anton Makalla, Bartholomäus Kolberg und Wilhelm Herpers. Der langjährige Schützenmeister Matthias Wirtz verstarb kurz vorher am 07.01.1949.

Gleichzeitig trat die Bruderschaft dem Zentralverband der Historischen Schützenbruderschaften bei.


 

Zum 1. Schützenmeister wurde 1949 Martin Flecken gewählt. Weiter waren dies Johann Havers 1878 erwähnt, von 1919 - 1921 Johann Müller, von 1922 - 1949 Matthias Wirtz, ab 1949 - 1951 - wie erwähnt - Martin Flecken, ab 1952 wurde der Titel Schützenmeister durch Brudermeister ersetzt, von 1952 - 1963 Wilhelm Herpers, von 1964 - 1978 Willi Josef Vondenhoff, von 1979 - 1981 Norbert Derichs, von 1982 - 1992 Wilhelm Kuntz, von 1993 - 1995 Ralf Korr, seit 1996 bis Heute Manfred Leisten.

 


Auch an die früheren Ehrenvorsitzenden der Bruderschaft sei dankbar erinnert. Es war dies : vor 1929 Konrektor Pannhausen, ab 1930 Studienrat Dr. Martin Birmanns, 1962 Rektor Matthias Kramer ( 4 Jahre). Seit 1966 ist dieses Ehrenamt nicht besetzt.


Pfarrer Aloys Wirtz stand den Schützen viele Jahre als Präses zur Seite (1949-1975). Von 1975-2000 war Pfarrer Franz Eversheim Präses der Bruderschaft. Seit 2001 begleitet Pater Winfried Urbanek die Bruderschaft als Präses.


1950 wurden auf Initiative von Anton Makalla die alten, langen Schützenröcke durch kurze Trachtenröcke ersetzt, seit 1967 dekoriert mit dem Wappen der Gemeinde Bardenberg.

Im Jahre 1951 trugen die Schützen den einzigen Träger des hohen Bruderschaftsorden des Verbandes, Johann Müller, zu Grabe. Ihm folgten zwischen 1963 und 1969 mit den Altschützen Heinrich Derichs und Peter Sieberichs sowie dem Ehrenbrudermeister Wilhelm Herpers weitere verdiente Mitglieder. Gerade ihnen ist es zu danken, daß auch schwierige Situationen gemeistert werden konnten.


Die später eingeführten Bruderschaftsvergleichskämpfe im Bezirksverband Würselen förderten das Sportschießen sehr. Hier konnte die Bruderschaft sich 1967, 1972, und 1973 in die Siegerliste eintragen. Die Schützenbrüder Willi Josef Vondenhoff (1966/67) und Ludwig Kuckelkorn (1969) konnten sogar die Diözesanmeisterschaft erringen.


Zwei besondere Ereignisse, an denen auch die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Bardenberg beteiligt war und an die sie gerne zurückdenkt, war die 1100-Jahr-Feier der Gemeinde Bardenberg im Jahre 1967 und im gleichen Jahr die Teilnahme am Fernsehwettbewerb "Spiel ohne Grenzen". An dem großen historischen Festzug beteiligte sich die Bruderschaft mit einem schönen, selbst gebauten Festwagen, Burg Wilhelmstein darstellend und mit einer Landknechtsgruppe. Bei "Spiel ohne Grenzen" war die Bruderschaft u.a. beim festlichen Empfang der Bardenberger Siegermannschaft und auch bei anderen Gelegenheiten zur Stelle. An das Gemeindejubiläum erinnert eine von der Bruderschaft beschaffte Königsmedallie; erster Träger war Schützenkönig Josef Peters.

Im Jahre des Gemeindejubiäums gehörten der Bruderschaft an:

Dechant Aloys Wirtz, Präses

Norbert Derichs, Fahnenjunker

Rektor Math. Kramer, Ehrenvors.

Ferdi Schlünz, Fahnenjunker

Willi Josef Vondenhoff, Brudermeister

Heinz Körfer, König

Ludwig Kuckelkorn, Geschäftsführer

Karl Lieutnant

Josef Peters, Kassierer

Hans Josef Vergöls

Willi Herpers, Ehrenbrudermeister

Matthias Tischler

Peter Sieberichs, Ehrenmajor

Manfred Leisten

Hermann Derichs, Hauptmann

Karl Heinz Kuckelkorn

Peter Tischler, 2. Brudermeister

Heinz Redlich

Josef Wilden, Leutnant

Toni Graf

Josef Becker, Leutnant

Manfred Flecken

Josef Leisten, Fähnrich


Das 300-jährige Vereinsjubiläum haben der Festausschuß-Vorstand, Mitglieder des Ehrenpräsidiums und die Arbeitsgruppe der Bruderschaft mit der notwendigen Sorgfalt vorbereitet.

Der Vorstand des Festausschusses:

Vorsitzender: Hans Debye

Schriftführer: Joseph Bongard

Kassierer: Franz Mohren

Beisitzer: Willi Bergrath, Heinz Felder, Peter Körfer, Hans Mertens.

 

Der Arbeitsausschuss:

Willi Josef Vondenhoff, Hermann Derichs, Josef Peters, Norbert Derichs, Wilhelm Kuntz

 

Bardenberg sollte von Donnerstag, den 25. Mai bis Sonntag, den 28. Mai 1978 ein großes Fest erleben. Ein Fest von dem man noch lange erzählen wird. Die Festlichkeiten begannen am Donnerstag den 25. Mai mit einem vom Trommler und Pfeiferkorps Bardenberg unter der Leitung des Korpsführers Josef Horbach durchgeführten "Wecken". Pünktlich um 6.00 Uhr morgens marschierte das Korps durch die Straßen Bardenbergs, um den Beginn des Jubelfestes einzuleiten.

Mit dem Jugendblasorchester Baesweiler begann um 11.00 Uhr das Frühkonzert im Festzelt. Einer der Höhepunkte des Tages sollte wohl die Ermittlung eines Ortskönigs sein. Jeder Bardenberger Bürger der das 18. Lebensjahr erreicht hat, konnte hieran teilnehmen. Erster Sieger wurde Peter Hansen. Nach dem Empfang der Ehrengäste in der Turnhalle unter der Mitwirkung des Mandolinenorchesters Bardenberg folgte der Ehrenabend. Mit Beteiligung des Männergesangsverein "Orphea" Bardenberg, des Trommler und Pfeiferkorps Bardenberg und des Blasorchester des Eschweiler Bergwerksverein unter der Leitung Alfred Matyschik fand nach der Jubilarehrung und Gratulationscour der große Zapfenstreich statt. Im Anschluß daran tanzte man bis in den frühen Morgenstunden nach den Klängen des EBV Tanzorchesters.

 

Am Freitag, den 26. Mai begann man um 16.00 Uhr mit einer Vorführung auf der Festwiese vom Bund Deutscher Falkner e.V. "König der Lüfte". Ein großer Heimatnachmittag folgte "1111 Jahre Bardenberg" loß´os noch jet verzälle. Mir der Schieß und Grill Party auf der Festwiese "Schießen für alle Bürger" ging wiederum ein Jubiläumstag zu Ende.

Auf den Plakaten konnte man lesen "Himmelstaucher über Bardenberg" eine Sonderschau der Fallschirmspringergruppe "Sky Drivers" und Historische Reiterspiele unter der Leitung von Hans Berenz fanden am Samstag, den 27. Mai begeisterte Zuschauer. Nach dem Festgeläut und Turmblasen von unserer Pfarrkirche St. Petrus und Paulus folgte der Jubiläumsball. Die Original Wurmtaler Musikanten, die tanzenden Münchener Kindl, die Jodlerin Veronika Lenz und die 3 Globetrotter begeisterten die Zuschauer beim Jubiläumsball.

 

Unter Mitwirkung der Jugendchorgemeinschaft Bardenberg/Ritzerfeld fand am Sonntag, den 28. Mai ein Feldgottesdienst auf der Festwiese statt. Nach dem Musikalischen Frühschoppen und dem Empfang der auswärtigen Vereine folgte der Große Festzug durch Bardenberg. Schützenvereine, Musikkapellen, teilnehmende Bardenberger Ortsvereine boten den Zuschauern ein hervorragendes Bild. Mit dem anschließenden Fahnenschwenken, dem Königspokalschießen und dem Schützenball, der musikalisch von den Original Wurmtaler Musikanten gestaltet wurde, fand dieses Jubelfest seinen Abschluß. Eines sollte noch gesagt werden. Ohne die hervorragende Organisation und Zusammenarbeit des Festausschusses, des Ehrenpräsidiums und das Organisationsteams der Bruderschaft hätte so ein Fest nie stattfinden können. Dies wurde durch den sehr guten Besuch der Bardenberger Bevölkerung bestätigt.

 

Ortskönige der Bruderschaft

 

Nach dem am Donnersatg, den 25. Mai 1978 der erste Ortskönig ermittelt wurde, konnte die Bruderschaft wohl nicht ahnen, das dieses Schießen seitens der Bardenberger Bevölkerung so einen guten Anklang fand. Mit Begeisterung gehen die Bewerber an dieses Schießen Heran.

Teilnehmen dürfen alle Bürger und Bürgerinnen die das 18. Lebensjahr erreicht haben. Die Ermittlung erfolgt im Rahmen der Kirmesfeierlichkeiten auf unseren KK Hochstand.

Im Jahre 2002 konnte die Bruderschaft den 1000. Teilnehmer seit der ersten Ausrichtung begrüßen. Er wurde mit einem Ehrengeschenk beglückt.

Alle Ortskönige finden Sie hier: Ortskönig.

 

Der Förderkreis der Bruderschaft

 

Durch das wunderbare Jubelfest beflügelt, setzten sich am 05. Mai 1979 sieben Personen zusammen.

Der Förderkreis der St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1678 Bardenberg e.V. war geboren. Folgende Personen waren bei dieser Gründung anwesend: Leo Arns, Joseph Bongard, Peter Dohmen, Heinz Felder, Franz Mohren, Fritz Rehwinkel und Hans Sprave. Hans Gey fehlte an diesem Abend entschuldigt. Zu Ihrem kom. Vorsitzenden bestimmten Sie Peter Dohmen der dann am 25. Jan. 1980 auch zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Des weiteren gehörten folgende Personen dem ersten Vorstand an:

2. Vorsitzender: Hans Gey, Schriftführer: Leo Arns, Kassenwart: Franz Mohren. Heute wird der Fördererkreis von Hans Gey geführt.

Der Zweck des Vereins ist die ideelle und materielle Unterstützung der Bruderschaft.

Seit 1979 findet ein Ehrenschießen des Fördererkreises anlässlich der Schützenkirmes statt. Der Sieger erhält neben einem Ehrengeschenk der Bruderschaft einen, von Herbert Hilgers gestifteten Wanderpokal.

Alle Sieger des Fördererkreises finden Sie hier: Förderer.

 

Über 40 Jahre Schießsport

 

Der erste Luftgewehrschießstand wurde vom Schützenbruder Josef Leisten erbaut und konnte im November 1963 im Jugendheim der Pfarre St. Petrus und Paulus in der Kirchenstraße in Betrieb genommen werden. Von 1965, fast unterbrochen, bis heute nahmen die Mitglieder der Bruderschaft aktiv am Schießsport in der Bruderschaft und den Vergleichskämpfen in verchiedenen Klassen teil. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Schießsport in seinem Regelwerk und seinen Disziplinen. So wurde1965 auf 10er Ringscheiben mit einem schwarzen Spiegel, der am 7er Ring endete geschossen. Heute zielt man auf Sportschießscheiben, deren schwarzer Spiegel mit dem 4er Ring endet und einem Zehnerring mittelpunkt von weniger als 1mm Durchmesser besitzt. Durch die immer besser werdenden Sportwaffen und den besseren Ergebnissen wurde diese Entwicklung bei den Schießsportscheiben nötig und sinnvoll.

Die Möglichkeit eines regelmäßigen Übungs- und Schießtrainings formte in den vergangenen Jahren die verschiedensten Mannschaften in den unterschiedlichsten Klassen. Fleiß und Glück unserer aktiven Sportschützen brachten Verlierer, Mittelmaß aber auch umjubelte Sieger hervor. Schon 1966 belegte die Mannschaft mit St. Hub. Scherberg im Bezirksverband den 2. Platz. Zur 1100-Jahrfeier der Gemeinde Bardenberg im Jahre 1967 wurde die Mannschaft mit den Schützen Willi Josef Vondenhoff, Josef Peters, Heinz Redlich, Ludwig Kuckelkorn, Josef Leisten und Josef Becker erster. Durch die größere Anzahl von Sportschützen nahmen ab 1971 zwei Mannschaften teil. Mit dem Umbau des Jugendheimes im Jahre 1977 mußte der erste Luftgewehrschießstand der Bruderschaft aufgegeben werden. Aber im gleichen Jahr wurde eine neue Sportschießstätte im ehemaligen Festsaal des Hotels Steinbusch an der Heidestraße errichtet.

In der Zwischenzeit war der Schießsport in der Diözese Aachen auf verschiedenste Klassen mit Auf- und Abstiegsmöglichkeiten eingeteilt. 1979 schaffte die Mannschaft mit den Schützen Willi Josef Vondenhoff, Josef Peters, Josef Leisten, Heinz Redlich Axel Ackens und Wilhelm Kuntz den Aufstieg in die höhere Bereichsklasse. Es folgte im Jahre 1981 ein weiterer Aufstieg in die höchste Schießsportklasse der Diözese Aachen.

Im Jahre 1984mußte der Schießbetrieb wiederum eingestellt werden, denn ein weiterer Umzug und Neubau eines Luftgewehrschießstandes wurde nötig. Das Dachgeschoß der alten Barbara Schule am Lindenplatz war die neue Heimat. Ein Schießstand mit 7 Scheibenschießanlagen und dem nötigen Aufenthaltsraum sowie Auswerteräume wurde errichtet. Modernste Technik hielt auch hier Einzug. So fahren die Schießscheiben nun automatisch auf Knopfdruck in die Zielposition. Der Neubeginn des Schießbetriebs erfolgte 1985 mit dem Start in der untersten Bezirksklasse. Der erfolgreiche Weg der 1. Mannschaft führte sie durch alle Bezirks- und Bereichsklassen. 1993 waren es die Schützen Frank und Dirk Kuntz, Ralf Korr, Kurt Leisten, Achim Burek und Stefan Drießen, die den Aufstieg in die Diözesanklasse erneut schafften.

Neben den schon erwähnten Disziplinen werden auch Vergleichskämpfe in anderen Klassen durchgeführt. Neben den Pistolenwettkämpfen, wo seit 1990 viermal der Meistertitel errungen wurde, starten auch schützen in der Senioren- und Altersklass. Die Bruderschaft ist glücklich und stolz, einen solchen Schießstand zu haben. Wobei der Aufenthaltsraum bei Wettkämpfen sicher eine gewichtige Rolle in Sachen Geselligkeit spielt. Für die Zukunft wünscht die Bruderschaft allen, die auf ihrem Schießstand Wettkämpfe durchführen, viel Erfolg und "Gut Schuß".

 

Bezirkskönige - Bezirksprinzen - Bezirks Schüler Prinzen

 

Das sportliche Bezirks-Königs Schießen gegenüber dem Historischen Königs Vogelschuß.

 

Der Historische Königs-Vogelschuß

 

Das höchste Fest der Bruderschaft ist das Königsfest. Dieses findet jährlich um Peter und Paul (Ende Juni, Anfang Juli statt). Während der Bardenberger Kirmesfeierlichkeiten ermittelt die Bruderschaft Ihre neuen Majestäten, in dem alle Mitglieder auf einen Holzvogel mit dem Kleinkalibergewehr schießen. Wer von den jugendlichen Mitgliedern das 18. Lebensjahr erreicht hat, kann am Schießen teilnehmen und wer das 23. Lebensjahr erreicht, muß am Königsvogelschuß teilnehmen. Die Teilnahme ist dem Vorstand frühzeitig mitzuteilen. Der Schießmodus ist für den Schülerprinzen, Prinzen und Königsvogelschuß gleich. Es gilt folgende Regel:

  1. Der Präses schießt den 1. Schuß
  2. Die erste Runde für alle Schützenbrüder erfolgt nach der Reihenfolge wobei das Eintrittsjahr jedes Mitgliedes zählt.
  3. Nach der ersten Runde werden alle Nummern in einen nichtdurchsichtigen Beutel geworfen. Durch ziehen der Nummern wird der jeweilige Schütze ermittelt, der dann seinen Schuß abgeben darf. Erst wenn der Schütze den Schuß abgefeuert hat, wird eine neue Nummer gezogen. Dieses wird solange wiederholt, bis der Holzvogel von der Stange gefallen ist und dadurch die neue Majestät ermittelt ist.
  4. Es kann keiner die Königswürde erringen, wenn nicht eine Runde auf dem Holzvogel geschossen worden ist. Sollte der Holzvogel in der ersten Runde von der Stange fallen und es haben noch nicht alle Schützen ihren Schuß abgegeben, muß ein neuer Vogel angebracht werden.

Die Schülerschützen schießen ihren Schülerprinzen nicht mit dem Kleinkalibergewehr sondern mit dem Luftgewehr.

Wenn die neuen Majestäten ermittelt sind, begleiten die Schützen in geordnetem Zuge diese zur Pfarrkirche St. Petrus und Paulus. Dort erhalten Sie die Insignien (Silber) und werden gesegnet.

 

Das sportliche Bezirkskönigsschießen

 

Seit der Neugründung des Bezirksverbandes (Dekanatsverband Würselen) im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften Köln e.V. im Jahre 1954 durch die Schützenbrüder Josef Offermanns und Arnold Kuckertz (beide St. Hubertus Scherberg) konnten unsere Könige seit 1955 zahlreiche Bezirkskönigstitel durch schießsportliche Erfolge erringen.Wenn auch der Bruderschaftskönig durch den Schuß auf den Holzvogel mit Glück ermittelt wird, so muß eine gewisse Leistung, beim Bezirkskönigsschießen, von jedem Teilnehmer erbracht werden, in dem er 3 Schuß auf einer 50m entfernten Schießscheibe im angestrichenen Zustand des Kleinkalibergewehres abgibt. . Da dem Bezirksverband Würselen 10 Schützenbruderschaften angehören;

St. Hub. Euchen

St. Seb. Linden-Neusen

St. Seb. Würselen

St. Seb. Bardenberg

St. Hub. Scherberg

St. Hub. Morsbach

St. Seb. Weiden

St. Ant. Niederbardenberg,

im Jahre 2002 sind zwei Bruderschaften dazugekommen,

St. Hub. Bogenschützen Bardenberg und die Salmanus Bogenschützen aus Würselen,wird der Bezirkskönig von den jeweiligen Königen dieser Bruderschaften ermittelt.

 

Folgende Könige der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Bardenberg konnten diesen begehrten Titel erringen:

1955  Peter Hansen

1958  Josef Wilden

1961  Willi Josef Vondenhoff

1962  Ludwig Kuckelkorn

1973  Wilhelm Kuntz

1974  Ludwig Kuckelkorn

1977  Wilhelm Kuntz

1981  Karl heinz Kuckelkorn

1983  Josef Leisten

1991  Günter Bock

1996  Kurt Leisten

1997  Wilhelm Schillings

 

All diese Könige hatten die Möglichkeit auf Bundesebene, den Titel des Bundeskönigs mit nach Hause zu bringen.

Innerhalb des Bezirksverbandes Würselen ist dieser Titel leider nur einmal in all den Jahren errungen worden. Unter dem damaligen Bezirksbundesmeister Gerhard Fischer wurde unser Mitglied Wili Josef Vondenhoff, bei über 90 Teilnehmern, mit 27 geschossenen Ringen, Bundeskönig des damaligen Zentralverbandes Köln.

Was den Königen recht, soll den Prinzen und Schülerprinzen billig sein. Seit dem die Bruderschschaft jugendlichen Leuten die Möglichkeit gab und auch heute noch gibt, sich schießsportlich mit dem Luftgewehr zu betätigen, kann man auf beachtliche Erfolge zurückblicken.

Nachfolgend aufgeführte Bardenberger Jungschützen trugen sich in die Siegerlisten beim Bezirksprinzen- und Schülerprinzenschießen des Bezirksverbandes Würselen ein:

Disziplin: Luftgewehr 10m Entfernung 3 Schuß freihand.

1965  Hans Thelen

1968  Manfred Leisten

1971  Kurt Leisten

1974  Axel Ackens

1976  Axel Ackens

1978  Heinz Dieter Sieprath

1979  Wilhelm Schillings

1983  Achim Burek

1984  Achim Burek

1988  Daniel Dalili

1992  Frank Majewski

1985 wurde Dirk Kuntz Prinz der Bruderschaft und nahm am Bezirksprinzenschießen teil. Hierbei wurde er Ringgleich mit dem Erstplatzierten stellv. Bezirksprinz. Als Stellvertreter nahm er am Diözesanprinzenschießen der Diözese Aachen in Nettetal-Grefrath teil. Dirk Kuntz wurde mit 27 Ringen Diözesanprinz. Stolz kehrte er nach Hause zurück. Als erster Diözesanprinz des Bezirksverbandes Würselen.

 

Bei den Schülerprinzen wurden folgende Jugendliche Bezirksschülerprinz:

Disziplin: Luftgewehr10m Entfernung 3 Schuß angestrichen.

1974  Dirk Kuntz

1979  Dirk Kuntz

1997  Rene Rüttgers

 


Symbol der Ehre und Gemeinschaft

von Harry D. Schurdel

 

Nur wenige Gegenstände genießen seit Jahrhunderten eine solche Achtung und Ehrerbietung wie Fahnen, seien es militärische, religiöse oder korporative. Gerade für die Schützen gibt es kein höheres Gut als ihre jeweilige Vereinsfahne - ideell und materiell.

 

Wort und Begriff

 

Eine Fahne besteht aus einem an einer Stange befestigten Tuch und vertritt eine Person oder eine Körperschaft. Das gemein germanische Wort (alt hochdeutsch fano) hat die Grundbedeutung "Tuch". Es führt mit den urverwandten Wörtern pannus (lat. "Tuch". "Lappen") und penus (griech. "Gewebe") audf den gleichbedeutenden indogermanischen Wortstamm pan - zurück.

Die Bedeutung im Sinne von "Feldzeichen". Banner hat sich wohl früh durch Kürzung aus dem althochdeutschen grundfano, eigentlich Kampftuch ergeben. Selbst die Wissenschaft beschäftigt sich mit Fahnen und Flaggen.

Seit Jahrhunderten war dies die historische Hilfswissenschaft der Heraldik, die Wappenkunde. Seit etwa 40 Jahren hat sich aber eine eigene Forschungsdisziplin dafür herausgebildet: die "Vexillogie". Dieses so exotisch klingende Wort führt sprachlich zurück auf das Vexillum, die Urahnin aller abendländischen Fahnen. Das Vexillum war die als Feldzeichen benutzte Querstabstandarte der antiken römischen Armee. Die Queraufhängung macht es vom Wind unabhängiger, auch in unbewegtem Zustande ganz sichtbar und damit zu Repräsationszwecken besonders geeignet. In Roms Streitkräften bezeichnete es den Platz des Lagerkommandanten. Als Zeichen zum Ausrücken in die Schlacht wurde es auf seinem Zelt aufgepflanzt. Auch gab man es Truppenabteilungen mit, die von den gewöhnlichen Verbänden, den Legionen, getrennt wurden und selbstständig zu handeln hatten; sie hießen daher Vexillationen.

Eben schon wurde von Fahnen und Flaggen gesprochen.

Das sind aber keineswegs zwei Wörter für ein und denselben Begriff, wie er im Alltagssprachgebrauch aber immer wieder zu hören und lesen ist. Im Gegensatz zur Fahne vertritt die Flagge niemanden, vielmehr steht sie kennzeichnend für etwas. Die Fahne ist immer etwas Besonderes, das einem bestimmten Personenkreis gehört, und schon die Form, wie die Fahne in den Besitz dieser Mehrzahl von Personen übergeht, in der Regel per Verleihung und/oder Weihe, verdeutlicht bereits, daß es hier um etwas Einmaliges geht. Die Fahne läßt sich bei Schadhaft werden nicht beliebig erneuern, sondern ihre"Revitalisierung" erfordert wieder besondere Umstände. Gerade in militärhistorischer Sicht war die Fahne ein Heiligtum, auch dann noch, wenn sie längst erneuert worden war oder nur noch aus einem Rest des Fahnentuches bestand, denn an dieses knüpften sich die jahrzehntelangen Geschicke einer Truppe, einer Gemeinschaft.

Eine Flagge hingegen ist eine "vertretbare Sache", Flaggen als "Massenware" können jeder Zeit ohne weiteres erneuert werden, so zum Beispiel die Schiffsflaggen. Man spricht in der Schiffahrt stets von Flaggen und nicht von Fahnen. Das aber auch noch aus einem anderen Grund: Fahnen sind immer, wenn die Techniken auch variieren, fest mit dem Fahnenstock verbunden, Flaggen werden hoch- und niedergezogen. Oder, um es mit einem Merksatz noch zu verdeutlichen: Fahnen werden getragen, Flaggen gehisst. So spricht man denn auch bei den Schützen immer von Schützenfahnen, nie von Schützenflaggen. Und das aus den beiden oben genannten Gründen: Zum einen ist bei jedem Schützenverein nur eine, dazu sehr kostbare Fahne in Gebrauch, zum anderen wird jede Schützenfahne getragen und nicht etwa an einen Mast aufgezogen.

 

Zur Geschichte

 

Die Fahne war als Zeichen des Kampfes und des Sieges, aber auch als allgemeines Herrschaftszeichen bereits Orientalen, Chinesen, Römern und Germanen bekannt. Für jene frühgeschichtlichen und antiken Zeiten wird der Begriff "Fahne" jedoch vielfach in einem weiteren Sinne verwendet. Ein Grund hierfür ist u. a. die häufige Übersetzung von Vexillum und Signum mit Fahne. Sie ist nach der formalen Definition von Fahne allerdings nur bedingt möglich: Vexillum und Signum können nämlich auch tragbare, ausschließlich plastisch ausgestaltete, auf einige Entfernung hin erkennbare Herrschafts- und Heerzeichen sein, vor allem bei den Ägyptern und den Römern.

Aus der Eingangs erwähneten ersten wirklichen Fahnenform des Abendlandes, des Vexillums, entwickelten sich drei verschiedene Fahnenarten: erstens die christlichen Fahnen, zweitens die Fahnen auf den Fahnenwagen und schließlich die Gardestandarten des 18. Jahrhunderts.

Bei der Weiterbildung des Vexillums zur Kirchenfahne mag neben dem relegiösen Moment der Umstand mitbestimmend gewesen sein, dass das Tuch im geschlossenen Raum der Kirche und im feierlichen Zug der Prozession gut sichtbar blieb.

Die Fahnennachfolger der römischen Fahnen waren also die Kirchen und Heiligenfahnen.

Die erste christliche Fahne mit dem Kreuz ist der Überlieferung nach das sogenannte Labarum Kaiser Konstatin des Großen gewesen, das nach der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahre 312 mit dem Christusmonogramm versehen wurde. Das naive Verhältnis des späteren mittelalterlichen Menschen zu Gott und den Schutzpatronen seiner Heimat ließ ihn das Bild seines Heiligen wie einen zauberkräftigen Talisman mit in die Schlacht nehmen.

Die Lehnsverfassung des Mittelalters schuf ein besonderes System der Ständeverordnung und der Heerfolge. Es entstand die nächste Fahnenform: die Banner, zumeist mit prächtigen Wappen versehen. So hieß der Träger des Truppenaufgebot denn auch "Bannerherr", ein freier, durch die Übergabe einer Fahne belehnter Territoralfürst.

Eine vollkommen neue Art der Kriegsführung bracht das 16. Jahrhundert. Nicht mehr das Aufgebot der Mannschaft eines bestimmten Territoriums, sondern geworbene Leute zogen nun mehr ins Feld. Und mit Ihnen eine weitere Art von Fahnen: die Landknechtsfahnen.

Sie waren meistens in den Familienfarben (Wappenfarben) des Regimentsobersten gehalten.

Im Dreißigjährigen Krieg schließlich bildeten sich die ersten Regeln für die Militärfahnen mit ihren später so vielfältigen und dennoch nach einem bestimmten System klassifizierten Mustern heraus: Leib- und Ordinärfahnen, Bündnis- und Uniformfahnen (Farben gemäß der Uniformaufschläge), nationalfarbige Fahnen, Fahnenin Korps- und Waffenfarben und schließlich sogenannte Schlachtenfahnen, Fahnen, auf denen die Namen jener Orte verzeichnet sind, wo die entsprechende Einheit ruhmreich gekämpft hatte. Im 16. Jahrhundert hielt die Fahne dann auch Einzug bei den Bürger und Landwehren, Ausdruck der Wehrhaftigkeit der Städte. Und in diesem Kontext entstanden bekanntlich auch die Schützengesellschaften (und damit deren Fahnen), Organisationen der Bürger, die sich im Schießen mit der Armbrust übten, um ihre Kommune verteidigen zu können. Aus diesen auch Schützengilden genannten Koorporationen gingen dann später die Schützenvereine hervor, welche das Schießen nunmehr als Sport betrieben. Mit dem Anwachsen der politischen, kulturellen und nicht zuletzt wirtschaftlichen Macht der Städte und den sich zusehends mehrenden Ansehen der urbanen Bürgergesellschaft gelangte die Fahne als sichtbares Zeichen ihrer Reputation schließlich in die Handwerkszünfte, Universitätenund Studentenverbindungen.

 

Das eigene Fähnlein stets in hohen Ehren halten

 

Die Symbolik von Fahnenergibt sich aus ihren Jeweiligen Zuordnungen zu bestimmten Besitzern resp. Trägern und/oder Zugehörigkeiten zu einzelnen Institutionen, sie stehen aber auch für Überzeugungen, Geisteshaltungen. Im wesentlichen sind Fahnen Sinnzeichen für vier Bereiche:

  1. Als Symbol des Glaubens: Hierunter fallen religiöse Fahnen aller Arten (Heiligenfahnen, Kreuzzugsfahnen, Kirchenfahnen u.a.);
  2. Als Symbol für Ehre und Treue: Das sind in erster Linie militärische Fahnen mit nationaler, patriotischer Bedeutung, aber auch Familienfahnen (Geschlechterfahnen, Dynastiefahnen);
  3. Als Symbol für Freude und Trauer: Hier sei an das Heraushängen von Fahnen zu besonderen Feiern gedacht, seien es nun freudige Ereignisse (wie Hochzeiten, Geburten und andere Ehrentage), seien es bittere Anlässe (vorzugsweise als Referenz bei Begräbnissen und Kondolenzfeiern, wenn an den Fahnenstöcken schwarze Trauerbänder angebracht werden);
  4. Als Symbol von Vereinen und berufsständischen Vereinigungen: Als erste fallen einem dabei die prächtigen historischen Zunftfahnen ein, aber auch heutige Vereinsfahnen können nicht weniger dekorativ sein, wovon gerade Schützenfahnen bildhaft Zeugnis geben.

Die den Fahnen zugewiesene Bedeutung spiegelt sich exemplarisch in der Fahnenweihe und -Verleihung sowie ihrer Stellung beim Militär wieder. Seit dem 10. Jahrhundert ist die Fahnenweihe durch Textformulare bezeugt, die in Anlehnung an "Kriegssegnungsordines", an Ritter und Schwertsagen verfasst worden war. Später bekamen die Fahnenverleihungen und Fahnenweihen auch rechtssymbolischen Charakter, da sie nunmehr unmittelbares Herrschaftszeichen waren, ja als Lehenssymbol schlechthin galten. Die Fahnenweihe ist eine mit einem kirchlichen Akt verbundene Zeremonie vor der Übergabe an einen Fahnenträger einer Körperschaft oder eines Vereins. Der kirchlichen Weihe ging früher oft die feierliche Nagelung des Fahnentuches an die Fahnenstange voraus; heutzutage werden Fahnen kaum noch genagelt, sondern das Tuch wird mittels Schlaufen mit der Fahnenstange verbunden. Während des feierlichen Festgottesdienstes wird die neugeweihte Fahne am Altar aufgestellt und bei der Wandlung wie beim Segen als äußeres Zeichen einer christlichen Verbundenheit zum Verein gesenkt. Bei der Weihung und Verleihung an militärische Einheiten erfolgt dazu noch ein spezielles Truppenzeremoniell, das in historischen Zeiten (denken wir nur an das Kaiserreich bis 1918) von besonderem Gepränge war. Besonders in Bayern, Südtirol und Österreich hat sich ein an Traditionen reiches Brauchtum für die Fahnenweihe mit festgelegten Handlungen, Texten, Gebeten und Gesängen entwickelt. Nach der kirchlichen Weihe übergibt in den eben genannten Regionen die Fahnenmutter die Fahne dem besonders auserwählten Fahnenträger, ihm zur Seite steht die Fahnenbraut; zuvor wurde die Fahne von den Fahnenjungfrauen oder Ehrendamen zum Altar getragen. Zumeist werden bei der Fahnenweihe auch die ersten Fahnenbänder von der Fahnenmutter sowie dem Patenverein oder anderen befreundeten Vereinen an die neugeweihte Fahne geheftet. Die Ortsgemeinde stiftet dazu das Ehrenband für die Verstorbenen des Vereins. Vor allem jedoch beim Militär genoss die Fahne zu allen Zeiten heilige Verehrung. Deshalb auch hier der Brauch, sie zu weihen, über sie den Segen zu sprechen; darum die Sitte, den Fahneneid zu leisten, den Schwur der Treue durch Berührung mit der Fahne zu bekräftigen. Nicht selten sind Fahnen und Standarten, wenn sie nicht ins Feld mitgeführt wurden, in den Kirchen verwahrt worden. Fahnenträger ("Fähnriche") waren immer "ausgesuchte Kerls", Soldaten voller Haltung und Hingabe. "Seid stolz, ich trage die Fahne", schrieb der blutjunge Kornet vom Kriegszug den Seinen, "seid ohne Sorge, ich trage die Fahne". Nach alten deutschen Kriegsordnungen hat der Fähnrich "sein anbefohlen Fähnlein gleich seinem ehelichen Weibe in Ehren zu halten. Würde er vom Feinde so bedrängt, dass ihm die rechte Hand abgehauen wäre, so soll er das Fähnlein in die Linke nehmen, und wird ihm auch diese abgeschlagen, so soll er das Fähnlein mit dem Stumpfe zu sich ziehen, sich darin einwicklen und Leib und Leben dabei lassen....." Fiel die Fahne aber dem Feinde in die Hand, dann traf nicht nur allein den Fahnenträger Schimpf und Schande, sondern ebenso alle die, die dem Feldzeichen zugeordnet waren. Ein Regiment, das seine Feldzeichen verlor, mußte solange entehrt ohne Fahnentuch marschieren oder Reiten, bis es seine Reputation durch ausgezeichnete Tapferkeit vor allen Regimentern wiederhergestellt hatte.

 

Fahnenformen

 

Es gibt eine Vielzahl von Fahnen und Flaggenformen, vom kleinen Stander bis zum meterlangen Kommandowimpel. Historisch unterscheiden wir bei den Fahnen drei Hauptformen: den ganfanon, das Banner und die Dreieckfahne. Der Gonfanon (Kriegstuch) ist eine Reiterfahne, die in der Regel aus einem rechteckigen Stofftuch besteht, dessen eine Schmalseite zur Befestigung an einer Lanze eingerichtet ist; an die gegenüberliegende Seite (Flugseite) sind mehrere textile Verlängerungen angesetzt, die entweder eine unmittelbare Fortsetzung des Grundtuchs bilden oder, seit Anfang des 12. Jahrhunderts, an eine zwischengestaltete, verstärkende Tresse angestückt sind. Die Benneung ist dieser Fahne wegen ihrer überwiegend militärischen Funktion gegeben worden. Das Grundtuch und die Verlängerungen sind unter sich meist etwa gleich lang. Die Verlängerungen können Spitz zulaufen ("Zipfel")- das ist bis ins 12. Jahrhundert das Normale - oder paralele Längsseiten ("Lätze") haben, was seit dem 11. Jahrhundert vorkommt und seid dem 12. Jahrhundert die Regel ist. Zwischen den Lätzen wird meist ein gewisser Abstand eingehalten. Die Vorheraldischen Ganfanons (vor dem 12. Jh.) waren vermutlich aus verhältnismäßig schwerem, mehr oder weniger gemusterten Stoff, zumeist von einheitlicher Farbe. Der militärische Gebrauch des Ganfanons reicht bis etwa 1400; der Zuschnitt des Tuches lebt als Atribut, als Kirchenfahne und in der Heraldik (bei den Wappenbildern) fort. Der älteste Beleg zeigt Karl den Großen mit einem dreizipfeligen Ganfanon, den er von Petrus empfängt (Mosaik im Lateran-Palast zu Rom), zwischen 796 - 800).

 Für die Fahnenform des Banners ist der rechteckige Zuschnitt des Tuches kennzeichnend. Die Form war anfänglich hochrechteckig; im Laufe der ersten Hälfte des 14. Jh. setzen sich quadratische Tücher durch. Die Tücher der Reiterbanner hatten überwiegend die gleichen Abmessungen wie die Ganfanons. Wesentlich größer als die Reiterbanner waren die Banner der Fußtruppen. Mindestens seit dem Anfang des 14. Jh. kommen Banner vor, bei denen an der Oberkante des rechteckigen Tuches ein langer, latzförmiger Schwenkel hinzugefügt ist ("Zagel"). In der Neuzeit überwog für Infanterie und Kavallerie die annähernd quadratische Form des Tuches; wie schon im Mittelalter war sie weiterhin bei Fußtruppen von größerem, bei Kavallerie - vorzugsweise den Kürassieren - von kleinerem Format. Noch im 16. Jahrhundert nannte man sie Reiterfahne, dann bis etwa 1700 "Kornett", seither wird sie "Standarte" genannt.

Die Bezeichnung Banner für militärische Fahnen, insbesondere in der Form "Panier", wurde dagegen nur noch als überhöhender Brgriff verwendet. Aus der Bannerform entwickelten sich die heutigen Fahnen. Unter dem Begriff "Banner" versteht man in unserer Zeit vornehmlich an einem Querstab befestigte Fahnentücher, zumeist als Kirchenfahnen (Fronleichnams- und Prozessionsfahnen) verwendet. Der Begriff Standarte wird heute zudem für die persönliche Flagge eines Staatsoberhauptes (z. B. Standarte des Bundespräsidenten) bzw. des Mitgliedes eines regierenden Herrscherhauses gebraucht oder für eine Fahne, die nicht nur seitlich an der Stange befestigt ist, sondern auch an ihrer Oberseite meist mittels Schlaufen an einer, oftmals dekorativ verzierten, Metallhalterung hängt, die wiederum an der Fahnenstange angebracht ist.

Bei der Beurteilung der Dreieckfahne ist darauf zu achten, wie das Dreieck geschnitten ist, wo z.B. bei den rechtwinkelig angelegten Tüchern (der Mehrzahl der Beispiele) die Hypotenuse oben oder unten liegt. Dreieckfahnen wurden hauptsächlich von Reitern gebraucht und daher oft als "Rennfähnlein" bezeichnet; Fahnentücher dieses Schnitts ließen sich bei hochgenommener Lanze um die Stange gerollt am äußersten Zipfel festhalten, und das besonders bequem, wenn die Unterkante stumpfwinkelig an der Stange ansetzt. Fahnenmit dreieckig gehaltenem Tuch galten grundsätzlich als zweitrangig.

 

Herstellung und Restaurierung

Die Bestandteile

Die materiele Beschaffenheit einer Fahne ist in hohem Maße mitbedingt durch deren zahlreiche und sehr vielfältige Funktionen im militärischen und zivilen Bereich. Fahnentücher können aus unterschiedlichem Material hergestellt werden. Seide wird zum Beispiel seit dem späten 14. Jahrhundert erwähnt und war der bevorzugte Werkstoff für historische Fahnentücher. Leinwand ist bei erhaltenen Fahnen vorzugsweise für übergroße Fahnen benutzt worden. Im allgemeinen sind die aus diesem Material gefertigten normal- und kleinformatigen Fahnentücher minderen Ranges gewesen (bis hinunter zu Zelt und Feldflaggen). Wollstoffe scheinen recht selten verwendet worden zu sein. Leder diente zur Konturierung und für Inschriften auf textilen Fahnentüchern. 1756 wurde in einem Briefentwurf "wohl gegerbtes" Leder dem Stoff als Material bei Trauerfahnen der Haltbarkeit wegen vorgezogen. In heutiger Zeit muß man hinsichtlich des Materials zwischen industriell gefertigten Außenfahnen (etwa Firmen und Werbefahnen) und handwerklich erstellten Innenfahnen (etwa Vereins- und Kirchenfahnen) unterscheiden. Aufgrund der gesteigerten Anforderungen an Fahnen für die Außenwerbung kommen gegenwärtig nur noch vollsynthetische Materialien zum Einsatz. Ganz anders sieht es da bei den Stoffen hochwertiger Fahnen aus, zum Beispiel denen von Schützenvereinen. Jede solcher Fahnen ist schließlich eine Kostbarkeit. Damit ihr Wert bestehen bleibt, werden nur ausgewählte Grundstoffe verwendet. Wertvolle Baumwollsamte mit dichtem Flor oder Fahnenrips und reine Seide sind Materialien, welche die geforderte hohe Qualität leisten. Drei weitere wichtige Bestandteile einer Fahne sind die Fahnenstange, die Fahnenspitze und die Tragevorrichtung. In vorheraldischer Zeit (vor dem 12. Jahrhundert) wurde die Fahne an der Lanze befestigt. Dieser Ursprung erklärt die Lanzenform der Fahnenstange, die seit dem 16. Jahrhundert vom Gebrauch der Fahne bestimmt und nach Notwendigkeit verändert wurde. Die Form der aus Holz gefertigten Stange war zunächst undifferenziert, dünn, glatt, zylindrisch oder konisch geschnitten. Die Länge der Stange entsprach jener der üblichen Lanze. Wesentlich kürzer erscheinende Stangen sind für die Lanknechtsfahnen des 16. und 17. Jahrhunderts in Gebrauch gewesen, wohlauch eine Folge des erheblich größeren Tuches, das nur ein kurzes Stück der Stange als Griff unbedeckt ließ. Heute gefertigte Fahnenstangen für Innenfahnen sind meist aus Schmiedeeisen, wobei sie für größere und schwerere Fahnen zweiteilig mit einer Doppelgewindeverschraubung geliefert werden. Fahnenstangen für leichtere Fahnen können auch aus einem Stück bestehen; sie sind mit einfacher Verschraubung oder einem sogenannten Bajonettverschluß versehen. Derart gefertigt sind die Fahnen dann für den mobilen Einsatz auf Festen und Bühnen bestens geeignet. Für die Spitze der Fahnenstange ist das Lanzeneisen Ausgangspunkt.

Dekorativ oder emblematisch ausgeführte Lanzeneisen, "Krönlein" genannt, wueden im 30-jährigen Krieg üblich. Sie sind meist aus feuervergoldetem Eisen oder vergoldetem Messing. Das flache Blatt wurde durchbrochen, graviert oder erhielt Auflagen. Neuzeitliche Fahnenspitzen sind zumeist in Messing poliert oder in Supervergoldung ausgeführt. Eine eigene Tragevorrichtung ist nur für die aufrecht getragene Fahne erforderlich; bei anderen Trageweisen genügt das Halten mit der Hand. Im Normalfall ist der Fahnenschaft in einem Köcher eingeführt. Dieser konnte bei Reitern am Sattel befestigt sein ("Bannersattel"). Im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) kam allgemein der Karabinerhaken an ledernem Schulterriemen in Gebrauch; der Haken wurde in einem Ring der Stangenhalterung eingeklinkt. Sofern der Fähnrich der Fußsoldaten oder gleichartig organisierter Vereinigungen die Fahne im Köcher trug, hing dieser an einem Gurt quer über den Leib. Ein breiter Lederriemen mit einer Art Tasche am unteren Ende, der über die linke Schulter getragen wird und zum Halten der entfalteten Fahne dient, wird "Bandelier" genannt. In der Preußischen Armee waren die Bandeliere seit 1901 recht prunkvoll ausgeführt.

Die Herstellung

Auch bei der Herstellung der Fahnen müssen wir Aussen- und Innenfahnen unterscheiden. Die zumeist aus Polyester Wirkware hergestellten Standartfahnen im Aussenbereich sind Licht- Luft und Wasserecht. Um eine größtmögliche Beständigkeit der Kanten gegen Aufriffeln zu erreichen, werden die Polyesterfahnentücher heiß geschnitten und anschließend mit einer Doppelsicherheitsnaht gesäumt. Unterschiedliche Fertigungstechniken und moderne Anlagen machen es möglich, von Einzelstücken bis zur größeren Auflage rationell zu produzieren. Bei dem in der Regel verwendeten chemischen Durchdruck werden die Fasern durchgefärbt, das heißt der Druck ist extrem Wasch- und Wetterbeständig. Die Rückseite des Tuches erscheint im Spiegelbild der Vorderseite. Es lässt sich jeder vorgegebene Farbton erzielen; auch Rasterdruck ist möglich. Mit modernster Applikationstechnik wird die entsprechende Darstellung durch maschinelles Aufnähen andersfarbigen Materials auf ein Grundtuch erzeugt. Historisch besehen wurde das Fahnentuch anfangs aus entsprechend zugeschnittenen Stoffstücken zusammengenäht. Die Herstellung genähter Fahnen gehörte zu den Aufgaben des Schneiderhandwerks. Stickerei unmittelbar auf dem Grundtuch bleibt bis zum 17. Jahrhundert selten. Bei den Fahnen der Kavallerie setzte sich während des 30-jährigen Krieges neben den bisher üblichen gemalten Fahnenbildern ("bature") die Stickerei für das ganze Fahnenbild oder wenigstens wesentliche Teile davon durch. Für Infanteriefahnen lassen sich gestickte Fahnen erst wesentlich später nachweisen. Die Fahnenstickerei wurde von Seidenstickern (späterhin fast nur noch durch Seidenstickerinnen) ausgeführt. Die Sticktechniken sind im wesentlichen bis heute gleich geblieben: Die detaillierte Entwurfskizze wird auf den Grundstoff mit Hilfe von Pauspulver übertragen - das Sticken kann beginnen. Die Schriften und Ornamente werden mit feinsten, echt vergoldeten Gespinsten wie Kordinett, Frise, Japangold oder Bouillonfäden in reiner Handarbeit gestickt. Die edle Kunst des Stickens liegt in einer beinahe schon fotogetreuen Abbildung von Motiven mit Hilfe von Nadel und Faden. Mit der sogenannten Plattstichstickerei istr es den Stickerinnen zudem möglich, so perfect zu schattieren, das man von "Nadelmalerei" spricht.

Restaurierung

Nicht immer ist es nötig, eine beschädigte oder schlicht wegen "Altersschwäche" farblich verblasste Fahne durch eine neue zu ersetzen. Zum einen kostet ein neues Stück seinen - nicht unerheblichen Preis, zum anderen hängt man, sprich ein Verein, auch an seinem voller Tradition behafteten Schmuckstück. in so einem Fall ist eine Restaurierung oder Konservierung angesagt; wobei man im letzten Falle allerdings über den Neuerwerb einer Fahne nicht um hinkommen wird.

 

Fahnen und Fähnriche der Bruderschaft

 

Das älteste Protokollbuch der St. Sebastianus Schützenbruderschaft ist, wie im Vorfeld schon erwähnt, von 1820. Zu dieser Zeit waren die Schützen im Besitz von zwei Fahnen. Eine kleine und eine große Fahne. Die Fähnriche waren verpflichtet, die Fahnen am Tag nach Sebastian, Vogelschuß oder Gottestracht (Fronleichnam und weitere kirchliche Festtage) in die Obhut des zeitlichen Schützenmeisters zu geben. Wer diese Ordnung nicht einhielt, hatte eine Strafe von 11 Silbergroschen zu zahlen.

Von den Hauptleuten der Bruderschaft wurden Mitglieder für das Amt des Fähnrichs auf drei Jahre vorgeschlagen, weiterhin ein Preis angesetzt für diese drei Jahre. Jetzt steigerten die Mitglieder, für das tragen der Fahnen, einen Preis aus. So ersteigerte Wilhelm Josef Steinfeld die große Fahne für die Jahre 1821 - 1822 - 1823 für 13 Silbergroschen. Für das Jahr 1830 wurde der Preis für die große Fahne auf 15 Silbergroschen angesetzt, nach mehreren Geboten, bot das Mitglied Egidius Grafen neunundzwanzig Silbergroschen und erhielt den Zuschlag. Die kleine Fahne ging für 13 Silbergroschen an Anton Göbbels. Ab dem Jahre 1835 kam eine Standarte hinzu. Sie wurde von Anton Göbbels bis 1940 getragen. Es muß wohl damals eine große Ehre gewesen sein, die Fahne einer Bruderschaft zu tragen, denn sonst hätte man hierfür wohl kein Geldgebot abgegeben.

 

Die Fähnriche der Bruderschaft von 1820 - 1840 waren:

 

1820 - 1823 große Fahne Wilhelm Josef Steinfeld
1820 - 1823 kleine Fahne Anton Göbbels
1825 - 1827 kleine Fahne Franz Schultheis
1830 - 1832 kleine Fahne Egidius Grafen
1834 - 1837 kleine Fahne Johann Peter Wirtz
1834 - 1837 kleine Fahne Johann Josef Sieberichs
1838 - 1840 kleine Fahne Arnold Küsters
1838 - 1840 kleine Fahne Christian Pastor
1835 - 1840 Standarte Egidius Grafen

 

 

 

 

 

 

 

 

Fähnriche der Bruderschaft bis 1935

 

1852 - 1854  Johann Peter Göbbels

1855            Johann Josef Schmitz

1856 - 1858  Matthias Josef Göbbels

1859 - 1861  Martin Beckers

1862 - 1863  Wilhelm Beckers

1864 - 1866  Josef Eschweiler

1867 - 1868  Anton Beckers

1869 - 1871  Wilhelm Beckers

1872            Joseph Beckers

1873            Johann Pütz

1879 - 1882  Michel Amberg

1883 - 1885  Franz Wirtz

Bis 1926 keine Eintragungen

1926 - 1933  Wilhelm Hansen

1934            Bernhard Pool

1935            Wilhelm Hansen

Die Bruderschaft ist im Besitz mehrerer Traditionsfahnen. Im Jahre 1972 sorgte der damalige Vorstand dafür, das eine neue Fahne angeschafft wurde. Die Restaurierung der alten Fahne (Druck des Hl. Sebastian auf Fahnenseide um 1880) lohnte sich nicht mehr, die Reparatur der Fahne mit dem Hl. Sebastian als Darstellung eines Soldaten von 1901 war zu teuer. Durch schlechter Fahnenseide und nicht sachgemäße Behandlung, verblasste der Druck des Hl. Sebastian auf der Fahne von 1954.

Durch enorme Anstrengung seitens der Mitglieder und der Bardenberger Bevölkerung, konnte das Vorhaben "neue Fahne" realisiert werden. Im Vorfeld wurde man sich einig, diesesmal eine Standarte anzuschaffen. Mit den Ordensschwestern vom Kloster in Helmond (Niederlande) fand man kompetente Personen, die diese Standarte in feinster Handarbeit herstellen konnte. So wurde die neue Standarte (Entwurf: Hermann Derichs) anläßlich des Schützenfestes vom 24. - 26.06.1972 vom Generalpräses des Bundes Pfarrer Tönies, unter Teilnahme zahlreicher Vereine, in der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus zu Bardenberg, feierlich gesegnet. Voller Stolz trug Fähnrich Josef leisten in Begleitung der Fahnenjunker Norbert Derichs und Manfred Leisten diese wunderschöne Standarte zur Segnung.

Fähnriche der Bruderschaft 1952 - 2003

1952            Wilhelm Hansen

1953 - 1958  Fritz Beckers

1959 - 1965  Ferdinant Schlünz

1966 - 1972  Josef Leisten

1973 - 1975  Norbert Derichs

1976 - 1981  Wilhelm Kuntz

1982 - 1986  Manfred Leisten

1987 - 1992  Ralf Korr

1992 - 1993  Kurt Leisten

1994 - 1996  Friedhelm Korr

1997 - 2001  Kurt Leisten

2001 - 2003  Wolfgang Meinhard

Anläßlichdes 325-jährigen Vereinsjubiläums wird die alte Traditionsfahne von 1901 restauriert. Um eine Restaurierung fachgerecht ausführen zu können, muss man alle Stiche sehr gut kennen. Man benötigt zum Renovieren von Traditionsfahnen kompetente Fachkräfte die diese Arbeiten beherrschen. Nur so ist es möglich, Stiche, die zu ihrer Zeit in einer bestimmten Technik ausgeführt wurden, heute originalgetreu auszubessern. Die Arbeiten werden von der Paramenten Kunstwerkstätte der Schönstätter Marienschwestern aus Vallendar (Provinzhaus Koblenz-Metternich) unter der Leitung der Diplom Designerin Ordensschwester M. Thiatildis mit Ihrem Team ausgeführt. Durch die beratende Unterstützung des Bürgermeisters Werner Breuer und einigen Spendern (z.B. Kulturstiftung der Sparkasse Aachen mit dem Vorsitzenden Landrat Carl Meulenbergh) wäre dies sicherlich nicht möglich gewesen. Auf diesem Wege sagt die Bruderschaft noch einmal "Herzlichen Dank". Am Sonntag, 06. Juli 2003 wird die neue restaurierte Traditionsfahne, im Rahmen der Hl. Messe im Festzelt zur 325 Jahrfeier, der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Eine Fahne erzählt

von Wilhelm Kuntz

 

Bin ein Fahnenstoff,

vielleicht aus Seide oder Samt,

der Sebastianus, als Märtyrer,

gestickt oder aufgedruckt,

als Kämpfer aufgelegt und festgenäht.

 

 Bin der Stolz der Bruderschaft,

geh stets voran,

die Gruppe schließt sich an.

Die Jahre brachtens an den Tag,

auch versteckt wurde ich sogar.

Nun kam das Alter und das Aus,

ich durfte nicht mehr mit hinaus.

 

Jahre verbrachte ich im Spind,

nicht mehr Sonne, Regen oder Wind.

Doch mit 100 war nun Schluß,

neue Hoffnung lag in der Luft.

 

Ich brauche Erholung, eine Kur,

ab gings nach Koblenz nur.

Die Augen sahen traurig aus,

als man mich sah, in diesem Haus.

Aber auch ein glänzen konnt ich seh'n,

man sprach es könnte doch noch geh'n.

 

So machte ich eine lange Kur,

erholte mich aber langsam nur.

Nach acht Monaten war es dann soweit,

komm wieder Heim, wird neu geweiht.

 

Jetzt kann ich wieder weiter strahlen,

bei Festen und an Schützentagen.

Zu Hause hier, im Dörflein an der Wurm,

bei Sonne, Regen oder Sturm.


 

Die Fronleichnamsprozession

von Matthias Beissmann

 

Eine weitere, erwähnenswerte Geschichte überliefert uns die Chronik der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Bardenberg. Eine Geschichte, teils komisch, teils tragisch. Passiert im Jahre 1926.

Es war eine langjährige Tradition, an der alljährlichen Fronleichnamsprozession mit der gesamten Bruderschaft teilzunehmen. So auch im Jahre 1926. Der Chronist hat sie als Teilnehmer dieser Prozession noch gut in Erinnerung. Damals war es üblich, daß die Prozession  beim Umzug durch den Ort einige Male hielt, wo an gewissen Stellen der Segen erteilt wurde. Dies war früher am Kreuz auf dem Grindel, dann am Kreuz Heidestraße, weiter dann am kreuz Mühlenhaus und zum Schluß am Kreuz Dorfstraße. Die Anwohner hatten dann anläßlich der Prozession die Kreuzstellen immer besonders schön geschmückt. Bevor nun der Pfarrer hier jeweils den Segen erteilte, gingen einige Schützenbrüder etwas abseits, um bei Erteilung des Segens die traditionellen Böllerschüsse abzubrennen. Ein eingespieltes Team war hierfür verantwortlich.

Nachdem nun das Grindelkreuz absolviert war und die Böllerschüsse wie immer rechtzeitig losgingen, zog die Prozession weiter zum Kreuz Heidestraße. Hier ist nun passiert, wovon unsere Geschichte berichtet. Bei Erteilung des Segens explodierten die Böllerschüsse zu spät. Allgemeine Aufregung, aber vorerst keine Erklärung. Der Herr Pastor war selbst ein wenig erstaunt. Doch sollte man den Grund dieser Verspätung sofort erfahren. Die armen Schützenbrüder hatten bei der Durchführung ihrer Bölleraktion einige Schwierigkeiten - die Schüsse wollten einfach nicht losgehen. Zwar brannte die Zündschnur, aber die Explosion blieb unverständlicherweise aus. Jedenfalls wollten die Sprengmeister die Ursache der Verzögerung erkunden. Als sie jedoch beim Sprengsatz ankamen, explodierte dieser plötzlich und die Schützenbrüder, bar jeder Deckung, bekamen die volle Sprengladung zu spüren. Die Aufregung aller Prozessionsteilnehmer war wohl verständlich, als nun das Böllerkommando in einem erbärmlichen Zustand schreiend und laufend zum Kreuz kam und sich hier der staunenden Menge zeigte. Die Uniformen waren zum größten Teil angekohlt oder verbrannt und die Schützen selbst arg in Mitleidenschaft gezogen. Gesichter und Hände waren kohlschwarz, so daß man meinen konnte, daß die beiden Schützenbrüder direkt vom Kohleschippen zur Prozession kämen. Zahlreiche Schrammen und blutende Stellen wurden sichtbar und im ersten Moment wurde Schlimmes befürchtet. Jedenfalls herrschte große Aufregung. Die Schützen wurden dann schnellstens zur ärztlichen Versorgung gebracht und die tollsten Gerüchte bezüglich des Gesundheitszustandes der armen Schützen griffen um sich. Nach einer gründlichen Reinigung und Untersuchung der Patienten waren dann allerdings die Verwundungen der Schützen doch nicht so ernsthaft, wie zuerst angenommen. Sie wurden nach Hause entlassen. Heute noch sehe ich die Schützenbrüder in dieser erbärmlichen Aufmachung bei der Prozession ankommen und dachte im ersten Moment, die beiden Schwarzen, zerlumpt und zerzaust, kommen direkt aus der Hölle. Es war jedoch noch einmal gut gegangen und der Rest der Bruderschaft hat das Ende der Prozession in strammer Haltung durchgestanden. Schade nur, daß man heute bei der Fronleichnamsprozession keine Böllerschüsse mehr zündet. Für uns Kinder waren diese Kracher immer ein besonderes Ereignis. War es doch immer schön zu sehen, wie alle Prozessionsteilnehmer, einschließlich Pastor und Meßdiener so herrrlich zusammenzuckten, wenn die Schützenbrüder die Sprengkörper zur Explosion brachten. Ansonsten waren wir Kinder brav, aber die Böllerschüsse waren uns trotz aller Frömmigkeit stets willkommen.

 


 

Et Schötzefess

von Matthias Beissmann

 

Woer fröihjer hej e Schötzefess,

Da woer em Dörp jett meng.

Dat woer eng Freud, dat janz jewess,

Eng Freudför jrueß on kleng.

 

At Daags doför da jeng et laus,

Me kreescht det Kurv net mie.

Dat jeng e renn, dat jeng e raus,

Va fröesch bes Ovends spie.

 

Die Schötze woere net ze haue,

Die woere futt, dr janze Daag.

Die woere sich mer noch am zaue,

Dat jeng da off bes en de Naaht.

 

Op de Fessweej woet jeschraafelt,

Alles woet do press jemaaht.

Dr Schötzestand woet opjetaakelt,

On alles schönn parat jelaaht.

 

Et Penkse jeng da emmer ronk,

Die Piefe jenge net mie uus.

On Ovends wenn de Sonn da sonk,

Da trock me da no Huus.

 

Su jeng dat emmer Daag för Daag,

Bes alles feedig woer.

On jedder Schötz de packeet a,

Dat woer doch sonnekloer.

 

On och ze Huus do konnt me merke,

Dat dr Feesdaag nohder koem.

De Modder woer e röem am werke,

Da woer da emmer enne kroem.

 

Dr Backdeesch woet parat jemaaht,

För Prumme-Ries on Fribbleflaam.

Woet spieder op de Hoet jelaaht,

On no dr Bäcker jeng et da.

 

On woer dr Feesdaag endlech doe,

Met allem dröem on draa.

Leffet enne dr angere noe,

Dat fong at janz schönn a.

 

Dr Schötzeanzoch van dr Papp,

De hon at schönn parat.

On Vadder hoel os all op Trapp,

Ze Huus steng alles jrad.

 

De Orde moete vör da putze,

Die moete blenke, äffer wie.

Papp woer sich dr Schnatz am stutze,

Et woet at langsam spie.

 

Die Fahn die woet e ruus jehange,

Me rüchet at de Renkfleeschuzupp.

Enzwesche woer dr Papp jejange,

De woer joe en die Schötzeklub.

 

On plötzlich hoet me at va witts,

De Blaskapell at spelle.

Da send vör flott an Döer jeflitzt,

Os an de Stroeß ze stelle.

 

Die Schötze koeme da marschiert,

Die Musik jeng vörop.

Overall woer schönn jeziert,

Os jeng dat Hözje op.

 

De Zoch trock no de Steekull henn,

Dat woer dr Schötzepley.

Dr Voel op de Stang at steng,

Enne rechtege Eeschekay.

 

Dr Herr Pastur de machet da,

Wie emmer dr jeschte Schuß.

De noehm die Böcks on laaht da a,

Do koem nüüs bej e Ruus.